Börsengang des Speicherherstellers auch international in Sicht

Memorex-Telex-Umschuldung atomisiert die Besitzanteile

09.08.1991

ESCHBORN (CW) - Mit Programmen zur Umschuldung und Kostenreduzierung will der Speicherperipherie-Hersteller Memorex Telex NV die Voraussetzungen für einen besseren Geschäftsverlauf schaffen. Die noch kumulierten Besitzanteile an dem Unternehmen werden sich infolge des Programms auf Tausende von Stammaktionären verteilen.

Der US-Konzern mit Amsterdamer Europa-Headquarter weist für 1990/91 einen konsolidierten Nettoverlust von 9,4 Millionen Dollar aus. Nach Unternehmensangaben war das operative Ergebnis mit 98 (Vorjahr: 163) Millionen Dollar zwar positiv, enthielt jedoch nicht einen Posten von 107 Millionen Dollar für Aktivitäten zur Kostenreduzierung. Auch die Verbindlichkeiten des Konzerns sollen drastisch verringert werden.

Ein Bankenkonsortium unter Führung des Hauses J. P. Morgan hat zu diesem Zweck ins Auge gefaßt, die Kreditvereinbarungen neu zu fassen sowie eine zusätzliche Linie über 67,5 Millionen Dollar bereitzustellen, heißt es in einer Mitteilung von Memorex Telex.

Kernpunkt des Programmes ist die geplante Umwandlung ausstehender Schuldtitel (Bonds) in Stammaktien, ein Vorhaben, dem Anfang vergangener Woche bereits 55 Prozent der externen Bond-Inhaber zugestimmt hätten, heißt es in einer Stellungnahme von Giorgio Ronchi, Chief Executive Officer von Memorex Telex. Nach den Worten von Johann Seifart, Sprecher der Geschäftsführung der Memorex Telex GmbH, Eschborn, liegt dieser Wert inzwischen deutlich höher.

Neben der Umwandlung der in den USA herausgegebenen "Public Bonds" und Vorzugsaktien des Unternehmens sollen der Gesamt-Anleihebetrag wie auch die Zinsen reduziert und die Fälligkeitsdaten anderer "Public Bonds" aufgeschoben werden.

Zwei Drittel der Bondholder müssen dem Plan zustimmen um die Voraussetzung für ein sogenanntes "Prepackaged Bankruptcy Filing" zu schaffen.

95 Prozent der Anteile für Schuldschein-lnhalber

Nach dem amerikanischen Konkursrecht bedeutet das die Aufnahme von Konkursverhandlungen, deren positiver Ausgang nach Unternehmensangaben durch die vorherige Einigung mit den Schuldnerparteien bereits gesichert sei.

Als Ergebnis des Programmes werden laut Memorex Telex die kurzfristigen Verbindlichkeiten und die Vorzugsaktien-Werte um etwa die Hälfte auf 757 Millionen Dollar schrumpfen. Jährliche Zinszahlungen, gegenwärtig 205 Millionen Dollar, würden dann noch in einer Höhe von 45 Prozent dieses Betrages anfallen. Nach Berechnungen des "Wall Street Journal" bekämen die jetzigen Inhaber von Schuldverschreibungen einen Anteil von 95 Prozent am Stammkapital des Herstellers. Seifart bestätigte diese Größenordnung.

Neue Häufungen von Anteilen zeichnen sich nach seiner Darstellung gegenwärtig nicht ab. Derzeit hält Eli Jacobs, der 1986 die Memorex Corp. von Rechnerhersteller Burroughs gekauft und im Jahr darauf mit der Telex Corp. verschmolzen hatte, 35 Prozent an dem Unternehmen. Weitere zirka sieben Prozent Stammaktien sind Seifart zufolge im Besitz von AT&T.

Nach der Umschuldung, so der Geschäftsführung-Sprecher weiter, würden die größten stimmberechtigten Anteile nicht mehr als zwei bis drei Prozent betragen. Nach der Umschuldung sollen die Memorex-Telex-Aktien an der Börse notiert werden.

Die deutsche Niederlassung des Peripherieherstellers bezeichnet sich als die erfolgreichste Konzerngesellschaft. Im Geschäftsjahr 1990/91 generierten die Eschborner einen um zehn Prozent gestiegenen Umsatz von 318 Millionen Mark; die GmbH wird derzeit in eine Aktiengesellschaft umgewandelt (siehe CW Nr. 19 vom 10. Mai 1991, Seite 2: Memorex ...). Besonders gut schnitt die künftige AG nach Seifarts Darstellung in den Märkten für Midrange-Systeme und 3270-Netzlösungen ab.