Deutsche Tochter legt erste Bilanz nach Fusion vor

Memorex Telex: Mit hohen Gewinnen die Schulden senken

28.09.1990

FRANKFURT (bk) - Erfolgreich ist das erste gemeinsame und vollständige Geschäftsjahr der Eschborner Memorex Telex GmbH verlaufen. Mit 426 Mitarbeitern wurde ein Umsatz von 291,4 Millionen Mark erzielt, der Gewinn vor Steuern belief sich auf 20,2 Millionen Mark.

Relativ schnell und reibungslos habe man die Fusion mit der Telex GmbH 1988 bewältigt, erklärte Memorex-Telex-Geschäftsführer Johann F. Seifart auf der ersten Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Obwohl eine Reihe von Umstrukturierungsmaßnahmen notwendig gewesen wären - mehrere Geschäftsstellen mußten zusammengelegt werden, in Eschborn wurde eine neue Zentrale bezogen - sei es zu keinen größeren Problemen gekommen. Seit dem 1. Dezember 1988 ist die Memorex Telex GmbH fiskalrechtlich aktiv.

Im ersten gemeinsamen Geschäftsjahr 1989/90, das am 31. März 1990 endete nahm der Anbieter steckerkompatibler Computerperipherie allein 230 Millionen Mark mit Hardware ein. Dabei waren nach wie vor die 3270-Netzwerkprodukte mit einem Anteil von 38 Prozent der umsatzstärkste Bereich. Aber auch das Dienstleistungsgeschäft, so Seifart, habe sich erfreulich entwickelt. Hier stieg der Umsatz auf 61,4 Millionen Mark an. Dabei hob der Memorex-Telex-Chef vor allem den neuen Bereich Datennetzwerke hervor, der erst vor rund sechs Monaten geschaffen wurde und sich mit der Verkabelung ganzer Bürogebäude befaßt. Seifart: "Mit den Verkabelungssystemen haben wir eine Marktlücke entdeckt. Ich bin sicher, daß wir in fünf Jahren rund die Hälfte unseres Dienstleistungsgeschäftes mit diesem Bereich machen." Gut angelaufen sind laut Seifart auch die DDR-Aktivitäten. In den vergangenen sechs Monaten habe man bereits einen Umsatz von knapp fünf Millionen Mark verzeichnen können. Darüber hinaus seien zahlreiche Geschäftsbeziehungen aufgebaut und eine neue Geschäftsstelle in Dresden eröffnet worden. 1991 rechnen die Eschborner mit ersten Profiten. Dennoch, betonte Seifart, sei das gesamte Ostgeschäft problematisch. Man müsse einige Vorinvestitionen tätigen, ohne zu wissen, ob sich das Geschäft überhaupt auszahle. "Aber", so Seifart, "wer jetzt in diese Märkte nicht hineingeht, wird es später noch viel schwerer haben."

Keine Pläne hegt Memorex Telex derzeit für das CPU-Geschäft. Seit die Amsterdamer Muttergesellschaft Anfang 1989 vergeblich versucht hatte, sich den PCMer National Advanced Systems (NAS) einzuverleiben - die Transaktion scheiterte aus Geldgründen - und angesichts noch immer drückender Schulden, die aus dem Management-Buyout 1986 bei Burroughs und der 1988 durchgeführten Fusion mit Telex resultieren, steht der Orkanisation nicht der Sinn danach, an diesem aufreibenden Rechnergeschäft teilzunehmen. Seifart: "Wir brauchen hohe Gewinne, weil wir stark fremdfinanziert sind. Die können wir in diesem hart umkämpften Geschäft nicht erzielen." Außerdem habe Memorex Telex keine finanzstarke Mutter im Rücken, wie das beispielsweise bei Comparex mit BASF der Fall sei.

Für das laufende Geschäftsjahr haben die Eschborner die 300-Millionen-Mark-Umsatzgrenze im Visier. Bereits im ersten Quartal wurden laut Seifart 72,2 Millionen Mark eingenommen, was gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal ein Plus von 21 Prozent bedeutet. "Dies ist überraschend, denn erfahrungsgemäß läuft das erste Quartal eher schwach." Aber zulegen muß die deutsche Division auch, will sie die langfristig notwendige Umsatzrendite von mindestens zehn Prozent (1989/90: 6,9 Prozent) vor Steuern schaffen, um ihrem Teil der finanziellen Verpflichtungen einschließlich enormer Zinslasten nachkommen zu können. Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr fielen für die Gesamtgesellschaft, die mit rund 10 000 Mitarbeitern 1989/90 einen Umsatz von knapp zwei Milliarden Dollar und einen Gewinn vor Steuern von 198 Millionen Dollar erzielte, 208 Millionen Dollar Zinsen an. +