Meinungen Betrifft CW-Nr. 41 vom 12.10. 79: "Lomac-Rechner verstehen Deutsch"

26.10.1979

Ihren Artikel haben wir aufmerksam studiert. "Die Sache noch nicht in den Griff bekommen . . ." erscheint uns das einzig Wahrhaftige an diesem Artikel.

Seit dem 1. 2. 79 quälen wir uns mit diesem "anwenderfreundlichen" Adam - das kann ruhig wörtlich genommen werden. Der Adam (vermutlich Adam 1) kostet vielleicht in Düsseldorf 59 900 Mark. Das Nord - Süd - Gefälle verteuert ihn für den Stuttgarter Raum um 50 Prozent. Die genannte Software L/G + Fibu ist auch nicht kostenlos, 6360 Mark ohne OP - Verwaltung im Kreditorenbereich, ohne kurzfristige GV und Bilanz. Pflegeprogramme fehlen ganz, die L/G sollte jeder Anwender von seinem zuständigen Finanzamt genehmigen lassen: Das in der Lohnsteuerverordnung geforderte Lohnkonto fehlt und einiges mehr.

Tatsache ist, daß zumindest nicht jeder Firmenchef sein "eigener DV - Leiter" werden kann. Wir haben nun einmal ein kompliziertes Steuersystem, das Lomac in Sunnyvale möglicherweise nicht so kennt, Herr Niehaus müßte es aber kennen. Unverantwortlich dieser Slogan, mit dem da geworben wird. Ein BDSG haben wir auch - was soll ein Firmenchef noch alles tun, oder gilt der Slogan nur für Unternehmen, die dank ihrer Beschäftigtenzahl nicht in das BDSG fallen? Die brauchen auch keinen Adam ganz sicher nicht.

Genau aber mit diesem Slogan wurde uns dieses System verkauft. Der Adam kann alles aber er kann aus Fehlberechnungen des Verkäufers eben nicht mehr als 5,4 Millionen oder 16 K machen. Und wir können aus 24 keine 36 Stunden machen. Häufige Lesefehler oder Schreibfehler, die im Handbuch nur damit definiert sind, daß der technische Dienst zu verständigen ist, verzögern alles noch mehr.

Der Drucker streikt bei kleinen A5 - Formularen, aber das liegt nicht an der Hardware, die sei in Ordnung, nur irgendwo, Düsseldorf habe das auch noch nicht gefunden, in der Software sei "was". So bewachen wir mit Argusaugen den gesamten Kostendruck der Fibu, damit man nachher keine Schere braucht um die Konten an der richtigen Stelle abzuschneiden. Und wenn er hüpft: Schnell stoppen, sechs Zeilen, falls vorhanden, mit 6/8 weiterdrucken, zurück auf Normaldruck - dann ist die ganze Sache recht leserlich.

So hoffen wir (und beten) daß wir im Dezember nur noch ein bis zwei Monate im Rückstand sind. Das Seil, auf dem jeder Firmenchef als eigener DV-Leiter tanzt in einem solchen Fall, ist dann wenigstens bis auf wenige Meter über den Boden gekommen. Die Chance, mit einem blauen Auge davonzukommen, ist auch größer geworden. Für den Drucker wurde uns schon als Ersatz ein Modell von IBM angeboten, das aber noch einmal teures Geld verschlingen würde, ohne die Gewährleistung, daß die ganze Sache dann auch funktioniert. Wir haben dankend abgelehnt. Wenn ein solches Vorgehen aber einmal 160 Arbeitsplätze in Gefahr bringt, muß man sich da nicht ernsthaft die Frage stellen, ob Lomac sich nicht in die Nähe der deutschen Warenterminhändler begibt?

Das Stöhnen unter den Sachbearbeitern ist nicht zu überhören, sie ertrinken in Korrekturen der Korrekturen, weil die ganze Software nicht organisiert ist. Ein Glück, daß noch niemand den Hut genommen hat. An Arbeit dieser Leute am System ist ohnehin nicht zu denken, dann benötigen wir 48 Stunden, die wir aus einem Tag machen müßten.

Der Adam reagiert auf flinke Eingabe mit bösen Fehlern. Da kleine Umlaute in mit Hauptworten operierenden Programmen aber ein ungültiger Wert sind, laufen sie erst einmal - ehe sie auf die Wurzel des Übels stoßen - in der Verarbeitung auf Fehler. Wo diese kleinen Umlaute oder Sonderzeichen herkommen, ist uns noch nicht klar. Also, jeden Satz anschauen, bei 3000 L/G - Erfassungen, 2000 Fibu - Sätzen, 800 BBH - Sätzen. Damit es auch läuft, nachher.

Stundenlang könnte man noch berichten, wie kostensparend es für einen Firmenchef sein kann, sein eigener DV - Leiter zu sein, er braucht kein Personal für die Erfassung, das OP oder die Programmierung. Macht er alles selbst, wie Herr Niehaus das gesagt hat. Viel Spaß dabei, wünschen wir allen "sparsamen Firmenchefs".

Brigitte Schlag Postfach 131156 7000 Stuttgart 1