MAI propagiert "verteilte" Textverarbeitung:

Mehrplatz-Konzept macht Anleihen bei DSS-PhilosophieCW-Bericht, Dieter Eckbauer

02.02.1979

FRANKFURT - Trotz überwiegend konservativer Prognosen über die Entwicklung des Textverarbeitungs-Marktes (bei Diebold "erst im Entstehen befindlich") treten regelmäßig neue Anbieter auf den Plan. Während sich das Gros am größten Bedarf orientiert, nämlich nach preiswerten Einplatz-Maschinen, setzt MAI auf "verteilte Intelligenz" auch in der Textverarbeitung: Das Mehrplatzsystem 920 wurde für Anwender konzipiert, die mehrere Herkömmliche Textverarbeitungs-Systeme haben. (CW-Nr. 4 vom 26. 1. 1979: "Mehrplatz-Konzept gegen Textverarbeitungs-Splitting").

Daß sie sich das vom Installationsvolumen her schmalste Marktsegment ausgesucht haben, scheint die TV-Newcomer nicht zu stören. Ihr Produkt-Konzept, der Datensammelsystem-Philosophie nachempfunden, ist klar: Der Einzelplatz wird um so billiger, je mehr Bildschirme an die Textverarbeitungs-Zentraleinheit angeschlossen werden.

Daß schon eine ganze Litanei organisatorischer Vorteile heruntergebetet werden muß, um den Kaufpreis-Nachteil (unter 80 000 Mark geht nichts) auszugleichen, wird auch vom Top-Management des "Dialog-Spezialisten" (Eigenlob) nicht bestritten. Die MAI-Verkäufer sind gleichwohl optimistisch: "Die Resonanz auf das System ist erstaunlich noch."

Dieser Optimismus ist in der Tat vonnöten: In der Bundesrepublik sind erst 130 Einheiten der 100 000-Mark-(Kaufpreis)-Klasse installiert - 1983 sollen es 1000 sein, prophezeit die MAI-Spitze, sagt aber nicht, wie viele sie davon der eigenen Verkäufer-Mannschaft verprovisionieren will. Was die Bemühungen anlangt, die Hardware- und Software-Besonderheiten des Modells 920 ins rechte Licht zu rücken - sie sind durch weniger Understatement gekennzeichnet. Hier auszugsweise die MAI-Presseinformation:

Die Basiskonfiguration des Systems MAI 920 besteht aus einem 64 K Hauptspeicher, zwei Bildschirm-Arbeitsplätzen, zwei Disketten-Laufwerken und einem Typenrad-Drucker.

Während Bildschirm-Arbeitsplätze und Disketten-Laufwerke in dieser Konfiguration maximal sechs Meter von der Zentraleinheit entfernt sein dürfen, kann die Entfernung zwischen Zentraleinheit und Drucker bis zu 65,6 Meter betragen.

Dieses Basissystem kann der Anwender, je nach Bedarf, um weitere zehn Bildschirm-Arbeitsplätze, acht Disketten-Laufwerke und zwei Typenrad-Drucker erweitern. Alle Geräte dürfen bis zu 65,5 Meter von der Zentraleinheit entfernt sein.

Falls er bislang mit einem IBM-Magnetkarten-Textautomaten gearbeitet hat, kann der 920-Anwender darüber hinaus einen Magnetkartenleser anschließen, der seine Texte von der IBM-Karte auf die MAI-Diskette überträgt.

Das dialogorientierte Betriebssystem wurde nach MAI-Angaben für die maximale Ausbaustufe angelegt. Der Anwender kann das System also jederzeit beliebig erweitern, ohne daß er auf ein größeres Betriebssystem umsteigen muß.

Das System 920 arbeitet mit "verteilter Intelligenz". Vorteile:

- Textverarbeitung und Textbearbeitung können gleichzeitig erfolgen.

- Alle Bedienungskräfte können gleichzeitig am selben Schriftstück oder gleichzeitig an verschiedenen Schriftstücken arbeiten.

- Bei wachsendem Bedarf läßt sich das System 920 bis auf zwölf Bildschirm-Arbeitsplätze, zehn Diskettenlaufwerke und drei Drucker erweitern. Trotzdem arbeitet jeder Arbeitsplatz mit derselben hohen Geschwindigkeit wie zuvor.

Einfachheit und Logik der Konzeption tragen dazu bei, daß die Bedienungskräfte mit diesem System schnell vertraut sind. Die nach Funktionen zusammengefaßten Befehlstasten sind für die Bedienung optimal angeordnet. Der Text erscheint in der Form auf dem Bildschirm er später auch auf dem DIN-A4-Blatt erscheint.