Kosten für Mysap-Plattformen sind nur schwer vergleichbar

"Mehr Preismodelle als SAP-Installationen"

13.12.2002
MÜNCHEN (wh) - Wer als IT-Manager auf die richtige Server-Plattform für SAP-Anwendungen setzt, kann Kosten sparen. Doch die Vielzahl der Preismodelle und Kombinationsmöglichkeiten ist kaum noch überschaubar, warnt die Beratungsfirma Strategy Partners. Besonders genau hinsehen sollten Anwender, die Linux auf dem Mainframe einsetzen wollen.

Wintel, Unix oder Linux - welches ist die kostengünstigste Plattform für den Betrieb von Mysap? Wer diese Frage im Einzelfall beantworten will, steht vor einer schwer lösbaren Aufgabe, sagt Herbert Kunisch, freier Berater für die Münchner Strategy Partners International: "Es gibt um ein Vielfaches mehr Preismodelle als SAP-Installationen." Der lange zu beobachtende Trend weg vom Mainframe und hin zu verteilten Client-Server-Installationen kehre sich teilweise um. Kunisch: "Der Host kann unter Umständen günstiger sein."

Um diese Umstände umfassend bewerten zu können, bedarf es einer gründlichen Analyse. Zu berücksichtigen sind nicht nur die unterschiedlichen Hardwareplattformen von IBM, Sun, HP oder Fujitsu-Siemens nebst zugehörigen Betriebssystem-Varianten (HP-UX, Solaris AIX, Wintel XP etc.). Big Blue etwa bietet für seine Mainframes mit New Application License Charges (Nalc) und Enhanced New Application License Charges (Enalc) zusätzliche Optionen, die die Lizenzkosten bis zu 90 Prozent drücken sollen.

Richtig kompliziert wird es für IT-Manager, wenn sie diese Varianten mit den vielfältigen Rabattstaffeln der SAP kombinieren. Wertkontraktpreis, Named User oder Preisstaffel nach Nutzung lauten nur einige Stichworte in diesem Zusammenhang. Hinzu kommen unterschiedliche Lizenzmodelle für die benötigten Datenbanken: DB2 von SAP bezogen, DB2 von IBM, SAP DB, Oracle oder doch lieber SQL Server?

IT-Experte Kunisch empfiehlt den geplagten CIOs, sich an erfolgreichen Praxisprojekten zu orientieren. So konsolidiert etwa der österreichische Tankstellenbetreiber OMV Teile der betriebswirtschaftlichen Software auf S/390- und Z-Series-Mainframes.

Ganz uneigennützig verbreitet Kunisch seine Empfehlungen nicht: Sein Brötchengeber Strategy Partners hat ein Kostenmodell entwickelt, das den Plattformvergleich für SAP-Anwender zumindest vereinfachen soll. Das Strategy Partners Application Cost Model für SAP (Sacom) benutzen die Consultants auch für interne Analysen. Ein Ergebnis daraus lautet: Der mit Abstand größte Kostenblock einer SAP-Installation entfällt auf den Benutzeraufwand, gleichgültig auf welcher Server-Plattform die Anwendungen laufen. Bei 1000 Endbenutzern fallen demzufolge im ersten Jahr 3000 Tage Benutzertraining an, in den Folgejahren nochmals jeweils 1000 Tage.

Wer mit dem Gedanken spielt, ein Open-Source-Betriebssystem einzusetzen, sollte in der Evaluierung besonders sorgfältig vorgehen, rät Kunisch. Zwar seien die erhofften Kosteneinsparungen mit SAP-Installationen auf Mainframes unter Linux bisher fast durchweg eingetreten, aber: "Die Wartung von Linux auf S/390 und Z900 gibt es zu Phantasiepreisen." Wer verhandelt, könne mit einer Halbierung des genannten Listenpreises rechnen. Noch günstiger würden IT-Verantwortliche fahren, wenn sie mit dem Hardwarelieferanten ein Paket schnürten.

Im Auge behalten sollten die CIOs auch die Gefahr einer Aufspaltung der Entwicklungsstränge. "Linux geht den Weg von Unix", glaubt Kunisch. Dies sei keine theoretische Erkenntnis. So gelte etwa die Linux-Freigabe von Mysap 6.20 nur für Suse-Linux.