Flexibler Peer-to-peer-Verbund im PC-Netz:

Mehr Möglichkeiten für den Benutzer

04.09.1987

In fast jedem größeren Unternehmen hat die zentrale DV-Abteilung, die lange Zeit mit dem Monopol der Informationsverarbeitung ausgestattet war, Konkurrenz durch die Installation von Personal Computern (PC) in den Fachabteilungen bekommen. Diese Entwicklung wurde begünstigt durch die wenig endbenutzergeeigneten Softwarewerkzeuge am Host-Rechner und durch preisgünstige und benutzerfreundliche Standardsoftware (zum Beispiel Tabellenkalkulationsprogramme) auf dem PC.

Der PC hat somit am Arbeitsplatz einen hohen Verbreitungsgrad erzielt und genießt - nicht zuletzt auch durch die damit gewonnene Unabhängigkeit von der DV-Abteilung - eine breite Akzeptanz beim Anwender. Dies führte in vielen Fällen wegen fehlender Konzepte zu einem Wildwuchs an PC-Hardware und PC-Software und damit zu sogenannten Insellösungen. Diese bieten nur begrenzte Möglichkeiten bei der gemeinsamen Nutzung von Daten, Applikationen und teureren Endgeräten wie Laserdrucker.

Marktuntersuchungen lassen aber die klare Forderung der Anwender und Unternehmen erkennen, PCs in das unternehmensweite Kommunikationsnetz zu integrieren. Daraus leiten sich Schnittstellen- und Kommunikationsanforderungen ab:

- die Möglichkeit der Datenübernahme und -übergabe von und zu bestehenden Host-Systemen,

- die Kommunikation von und zu anderen PCs,

- die transparente Weiterverarbeitung von PC-Daten auf dem Unternehmensrechner und umgekehrt.

Gefordert ist also die Integrierbarkeit der Personal Computer in das untemehmensweite Informationssystem.

Diese Integration muß gleichzeitig zu einer Verbesserung der Lastverteilung, des Informationsflusses und zu höherer Ausfallsicherheit führen. Informationen und Daten müssen allgemein und kontrolliert zugänglich sein. Es muß möglich sein, den Zugriff auf Daten zu kontrollieren und gegebenenfalls auf bestimmte Benutzer zu beschränken. Die Vorteile, wie lokale Unabhängigkeit und Produktivitätsverbesserung am Arbeitsplatz müssen weiterhin gewährleistet sein. Eine Einschränkung in der Benutzung vorhandener PC-Applikationen muß ausgeschlossen sein.

Die vorteilhafteste Lösung zur Verbesserung des Informationsflusses und zum wirtschaftlicheren Einsatz von Ressourcen ist, die PCs als "verteilte Arbeitsplatzsysteme" in das unternehmensweite Rechnernetz einzubinden. Der Industriestandard-PC wird als intelligente Netzwerk-Arbeitsplatzstation integriert. Für die gemeinsame Datenspeicherung, die Druckausgabe und Kommunikation zu externen Systemen, stehen, verteilt im unternehmensweiten Netzwerk, dem Bedarf angepaßte Server zur Verfügung. Die einzelnen Systemkomponenten sind über Ethernet mit hoher Übertragungsgeschwindigkeit, nämlich 10 MB pro Sekunde, miteinander verbunden. Mit diesen verteilten Systemen sind jederzeit Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Abteilungen unternehmensweit gegeben, da die Kommunikation über die Server abgewickelt wird und damit unabhängig von der Verfügbarkeit der einzelnen Arbeitplatzsysteme ist. Diese Lösung bietet Vorteile gegenüber einer reinen Host-Anwendung durch ihre flexible und dem Bedarf anpaßbare Ausbaumöglichkeiten sowie die außerordentliche hohe Verfügbarkeit.

Die Architektur eines unternehmensweiten Gesamtsystems basiert auf den folgenden Ebenen:

- über das Netz an das Server-System angeschlossene Arbeitsplatzsysteme und PCs, die die Ressourcen des Servers (beispielsweise Datenablage) nutzen;

- Server-Systeme mit im Netzwerk von allen Arbeitsplatzstationen und PCs gemeinsam, nutzbaren Diensten, wie Elektronische Post,

Ablage-, Druck- und Kommunikationsdienste;

- Host-Systeme und SNA-Gateways zur Kommunikation mit IBM-Großrechnern.

Die für eine bestimmte Konfiguration erforderlichen Systemkomponenten werden ausschließlich von der jeweiligen Aufgabenstellung bestimmt. Sie kann jederzeit nachträglich den geänderten Anforderungen angepaßt werden und während des laufenden Betriebs schnell und einfach erweitert werden. Die Kommunikation mit IBM-Großrechnern erfolgt über Kommunikationsserver.

Diese Vorgehensweise, PCs in das unternehmensweite Netz zu integrieren, bringt Vorteile sowohl für die Organisationsabteilungen als auch für den PC-Benutzer. Die Organisationsabteilungen verfügen damit über einfache und konsistente Möglichkeiten, Informationen zu verteilen und eine Standardisierung der benutzten Software einzufahren. Die Systemverwaltung für Anwendungen, Daten und Ressourcen kann zentral am Server erfolgen. Der Einkauf und die Benutzung von PC-Software kann besser koordiniert werden. Gleichzeitig ist die Integrität existierender und geplanter Informationsstrukturen sichergestellt.

Der PC-Benutzer wird in der bisherigen Verwendung des PC nicht eingeschränkt, verfügt aber zusätzlich über die Möglichkeit, via Server-System auf unternehmensweite Daten und Applikationen zuzugreifen, diese mit anderen Benutzern auszutauschen oder gemeinsam einzusetzen. Anwender auf anderen Systemen können über das Netz auf die am Server liegenden PC-Dateien zugreifen. Die Datensicherung kann zentral am Server erfolgen, so daß der einzelne Anwender davon entlastet wird.

Die Einbindung von PCs in das Netzwerk und die Zusammenfassung zu Arbeitsgruppen erhöhen die Produktivität und erlauben einen gemeinsamen Zugriff auf alle im unternehmensweiten Informationssystem vorliegenden Daten bei gleichzeitiger Datensicherheit. Durch entsprechende Vorkehrungen in der Software des Server-Systems kann der Zugriff auf Daten kontrolliert und gegebenenfalls auf bestimmte Benutzer beschränkt werden.

Server-Konzepte lösen die administrativen, organisatorischen Probleme und Kommunikationsanforderungen, die durch den unkontrollierten Einsatz von PCs und die damit geschaffenen Insellösungen entstanden sind. Der flexible Peer-to-peer-Verbund der PCs mit allen im Netzwerk vorhandenen Rechnern garantiert einen medienbruchfreien und effektiven Informationsfluß zwischen allen in den Arbeitsablauf eingebundenen Arbeitsplätzen.