Mehr Kapazitaet ohne grossen Preisaufschlag Quantum und HP uebernehmen die Festplattentechnik von IBM

03.02.1995

MUENCHEN (CW) - Die Geschwindigkeit ist ein entscheidendes Kaufkriterium fuer Festplatten. Auf der vom Marktforschungsinstitut Dataquest veranstalteten Konferenz "Storage Solutions" in Muenchen wurden zwei technische Hilfsmittel vorgestellt, die Verbesserungen versprechen, ohne dass Veraenderungen an den magnetischen Platten selbst notwendig sind. Dabei greifen fast alle Hersteller auf eine IBM-Technik zurueck.

Bei IBM wurden nichtmagnetisierbare Lesekoepfe sowie eine bessere Digitalisierung des analogen Magnetsignals von der Festplatte marktreif gemacht. Verwendet wird sie heute von Hewlett-Packard, Quantum und einigen kleineren Herstellern.

Wesentliches Merkmal der sich zum allgemeinen Standard entwickelnden Technik ist die Abloesung der Induktions-Lesekoepfe. Sie lassen keine weitere Kapazitaetssteigerung zu, weil dann die Fehlerhaeufigkeit steigen wuerde.

Auf einer Festplatte sind die magnetischen Felder heute sehr schwach und liegen dicht nebeneinander, so dass Stoerungen oder Lesefehler moeglich sind. Genau an diesem Punkt bringen MR- Lesekoepfe (magneto-resistive = nicht magnetisierbare) Vorteile. Sie enthalten einen Stoff, der in einem Magnetfeld seinen elektrischen Widerstand veraendert. Die Aenderung ist messbar und liefert wesentlich praezisere Ergebnisse als die induktive Technik. Festplattenkaeufer profitieren davon gleich mehrfach: Die magnetischen Felder koennen auf der Festplatte dichter gepackt werden, so dass mehr Daten darauf passen. Zusaetzlich ist ein MR- Lesekopf kleiner und leichter als ein konventioneller Lesekopf. Er laesst sich daher schneller beschleunigen, so dass die Suchzeit geringer wird, ausserdem ist er unempfindlicher gegen Stoesse von aussen.

Neben der MR-Technik setzen die Hersteller heute bei der Digitalisierung der analogen Signale von der Festplatte ein Verfahren ein, dass schon seit den siebziger Jahren in der Telekommunikation verwendet wird: "Partial Response Maximum Likelihood" (PRML).

Partial Response bedeutet, dass nicht nur die Spitzenwerte des analogen Signals gemessen werden, sondern auch Zwischenwerte. Damit laesst es sich bei Stoerungen oder Leseungenauigkeiten wesentlich besser rekonstruieren - Lesefehler sind so gut wie ausgeschlossen.

Maximum Likelihood steht fuer die Verarbeitung von analogen Sequenzen anstelle einzelner Spitzenwerte. In einer Festplatte des Herstellers Quantum werden zum Beispiel sechs Bit (oder sechs magnetische Spitzenwerte) zu einem Muster zusammengefasst. Diese Bitfolge wird mit 64 gespeicherten Mustern verglichen und das aehnlichste ausgewaehlt.

Das PRML-Verfahren erhoeht laut Quantum die Datentransfer- Geschwindigkeit um 40 Prozent. Zwar sei dafuer eine Schaltung mit rund 15 000 Gattern noetig, doch deren Herstellungskosten fielen vergleichsweise niedrig aus.

Bei Quantum kostet die PRML-Festplatte "Empire 2160" mit einer Kapazitaet von 2 GB rund 1700 Mark, das 4-GB-Modell "Grand Prix 4270" ist fuer rund 3600 Mark zu haben.