ITSM

Mehr Geschäftswert der IT: Schlüsselfaktoren

12.10.2016
Von 
Matthew Neigh verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung im Bereich IT Service Management. Er war als Cherwell Technology Evangelist und Senior Solutions Consultant für die Planung und Umsetzung internationaler ITSM-Projekte zuständig. Als Vice President Sales ist er für Vertrieb und Partnermanagement in der North-America-Region verantwortlich.

Standards schaffen Konsistenz und Vertrauen

Best Practices und Standards sind das Resultat jahrzehntelanger Erfahrungen und liefern direkten Geschäftswert, da IT-Abteilungen die eigenen Business-Prozesse lediglich anpassen müssen. Werden sie genutzt, können Manager darauf vertrauen, dass Compliance-Richtlinien und -Vorschriften wie Basel III und HIPAA seitens der IT eingehalten werden. Erfreulicherweise gibt es inzwischen eine Reihe erprobter IT-Standards - zu den Bekanntesten gehören ITIL, COBIT, Management of Risk, ISO 20000. CIOs und IT-Verantwortliche sollten jedoch genau prüfen, welche davon wirklich infrage kommen und wie sie das Business voranbringen können.

Fit for purpose

Der Geschäftswert eines Service oder Assets wird nach ITIL v3 mit "Fit for Purpose" (Zweckmäßigkeit) und Fit for Use" (Zusicherung) definiert. Beide müssen also die Kundenanforderungen erfüllen und exakt dann zur Verfügung stehen, wenn Anwender sie benötigen. Beispielsweise steht nicht in erster Linie der Anschaffungspreis für einen Computer im Vordergrund - sondern dessen konkreter Nutzen für den Anwender. So hindert beispielsweise ein Gerät mit zu kleinem Bildschirm und schwachbrüstiger Grafikkarte einen Designer an der effizienten Ausführung seiner Arbeit und kostet das Unternehmen bares Geld. Gleiches gilt für eine Business-Anwendung: Kommt sie beim Betrieb im Verbund mit neuer Hard- oder Software ständig ins Straucheln, ist es höchste Zeit für eine Veränderung.

Umsichtiges Change-Management

Veränderungen an IT-Infrastrukturen und -Prozessen sollten gut geplant, zur richtigen Zeit vorgenommen - und keinesfalls überstürzt werden. Der Grund: Während das Lösen der ungeplanten Ausfälle in der Verantwortung der IT liegt, sind die Ausfälle selbst ein betriebliches Problem: Allein die Downtime einer geschäftskritischen Anwendung kann enorme Folgekosten nach sich ziehen - ganz zu schweigen von unkontrollierbarem Datenverlust.

Schätzungen von Gartner, Forrester und IT-Analysten zufolge verlieren Unternehmen im Durchschnitt zwischen 84.000 und 108.000 US-Dollar pro Stunde Ausfallzeit der IT-Systeme. Laut einer Studie des Ponemon Institute aus dem Jahr 2013 glauben 52 Prozent der befragten Personen aus 584 Rechenzentren, dass die meisten oder alle ungeplanten Ausfälle hätten verhindert werden können. Ergo: Fehler sind unter allen Umständen zu vermeiden. Change Manager müssen sicherstellen, dass die richtigen Veränderungen zur passenden Zeit erfolgen. Darüber hinaus sind Kontrollmechanismen einzuführen, die sicherstellen, dass alle Veränderungen korrekt durchgeführt wurden.

ITIL empfiehlt, dass die IT bereits bei der ersten Überlegung zu einer Veränderung bereits einen Eintrag in das Change-Management-System machen sollte. Außerdem ist es ratsam, einen klaren Prozess zu etablieren: Für alle potenziellen Veränderungen (Changes) ist jeweils eine Änderungsanforderung (Request for Change, kurz RFC) einzureichen - und das, bevor erste Arbeiten ausgeführt werden. Diese RFCs sollten an einem zentralen Ort abgelegt werden, auf den IT-Mitarbeiter und Business Manager Zugriff haben und ihren Beitrag zu dieser Veränderung im Voraus vorbereiten können.

Planung: Kommunikation als Schlüssel

Die IT ist bisher vor allem auf Umsetzung und Betrieb von Business Services fokussiert, Zeit für strategische Aufgaben bleibt ihnen kaum. Auch Fachabteilungen konzentrieren sich eher auf ihr Kerngeschäft. CIOs und IT-Manager sollten aber mit einem "Blick aufs Ganze" und frühzeitiger Planung ans Werk gehen. So lassen sich IT-Services deutlich wirtschaftlicher betreiben. Voraussetzung ist jedoch eine bessere Kommunikation - die seit Jahren gepflegte "Kluft zwischen Business und IT" ist nicht länger hinnehmbar. Die Initiative dazu sollte von den IT-Verantwortlichen ausgehen, da sie technisch für die Services der gesamten Organisation verantwortlich sind und den besten Einblick besitzen. Die Manager sollten jedoch unbedingt darauf achten, dass ihre Teammitglieder ein Verständnis für die Arbeitssituationen anderer mitbringen, klare Absprachen treffen und sinnvolle Tools für die Zusammenarbeit nutzen - und die persönliche Kommunikation fördern.

Fazit: Weitblick ist wichtiger denn je

CIOs, IT-Spezialisten und ITSM-Verantwortliche sind in Zeiten der Digitalisierung gefordert, den Geschäftswert der IT angesichts notwendiger und nicht geringer Investitionskosten auf einem möglichst hohen Level zu halten. Sie müssen dafür sorgen, dass sie Business Services wirtschaftlich betreiben und diese gemeinsam mit den Fachabteilungen kontinuierlich weiterentwickeln. Dies funktioniert nur im Team und mit Umdenken auf allen Ebenen.

Auf CIOs kommen neue Herausforderungen zu: Sie müssen eine gehörige Portion Verhandlungsgeschick mitbringen und die Rolle eines Chief Innovation Officer wahrnehmen - gilt es doch Fachabteilungen zur Zusammenarbeit zu bewegen und über lange Jahre gewachsene Kommunikationsbarrieren zwischen Business und IT aus dem Weg zu räumen. Sind sie in dieser Mission erfolgreich, kann ein ganzheitlicher Ansatz zum IT Service Management positive Veränderungen innerhalb der gesamten Organisation bewirken - sowohl wirtschaftlich als auch personell. (fm)