Mehr Entlassungen als gewollte Jobwechsel

12.08.2005
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Michael May, Syngenio AG: "Transparenz ist uns wichtig."

Auch Syngenio nimmt die Mitarbeiterbeurteilung ernst. "Wir sprechen am Anfang des Jahres ausführlich mit unseren Kollegen und legen gemeinsam Ziele und Entwicklungsschritte fest. Offenheit und Transparenz sind uns wichtig, denn niemand sollte mit falschen Versprechungen enttäuscht werden." An das Jahresgespräch schließen sich bis zu drei weitere an; darin geht es um die Selbsteinschätzung des Mitarbeiters, die Beurteilung durch den vorgesetzten Manager und das Entwicklungspotenzial. So weit es möglich ist, wird auch ein Urteil des Kunden zur erbrachten Leistung im Projektalltag eingeholt. "Wir fordern in diesen Gesprächen unsere Mitarbeiter auf, Verbesserungsvorschläge für ihre Arbeitsumgebung zu entwerfen und Wünsche für neue Projekteinsätze zu nennen", erklärt May das Procedere. "Der Mitarbeiter weiß jederzeit, wo er steht, und vereinbart gemeinsam mit dem Personalvorgesetzten weitere Entwicklungsschritte."

Die zielorientierte Arbeitsweise schafft für beide Seiten Transparenz. Das Unternehmen trennte sich in diesem Jahr von zwei erfahrenen Kollegen mit einem Aufhebungsvertrag, da sie die abgesprochenen Ziele nicht erfüllen konnten. "Für die Mitarbeiter ist unsere Personalstrategie transparent. Es gibt keinen Überraschungseffekt. Die betroffenen Kollegen wussten, wie die Meilensteine aussehen, und haben sich rechtzeitig auf die Suche nach einer neuen Stelle gemacht", kommentiert May die Trennungsgespräche. Auch die Gehaltswünsche der Bewerber bewegen sich inzwischen wieder in realistischen Bahnen.

Viele Indikatoren sprechen für eine sukzessive Erholung am IT-Arbeitsmarkt. Die New-Economy-Zeiten mit ihren Exzessen wünscht sich kaum jemand zurück. Einige prognostizieren in naher Zukunft sogar wieder einen Arbeitskräftemangel in der IT-Branche. Sven Kolthof von der Rarecompany AG schätzt die Jobchancen von Young Professionals mit einigen Jahren Berufserfahrung und einer fundierten Ausbildung optimistisch ein: "In den nächsten vier bis fünf Jahren wird der demografische Wandel zu einem starken Engpass im mittleren Management und in der Fachberatung führen. Dies kommt vor allem denen zugute, die gerade die Hochschule verlassen oder über erste Berufserfahrung verfügen."