Web

Britischer Filesharing-Markt

Mehr als Hälfte des Web-Traffics ist illegal

29.05.2009
Von pte pte
Mehr als die Hälfte des gesamten Internet-Datenverkehrs in Großbritannien betrifft illegales Material. Filesharer haben Zugriff auf Inhalte im Wert von 138 Milliarden Euro.

Rund sieben Millionen Menschen in Großbritannien betreiben Online-Piraterie. Dadurch verliert die Wirtschaft Einnahmen in Milliardenhöhe. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuell präsentierter Bericht des Strategic Advisory Board for Intellectual Property (SABIP). Demnach nutzen an einem ganz normalen Wochentag im Durchschnitt an die 1,3 Millionen Bürger Filesharing-Dienste im Internet. Über das ganze Jahr gerechnet haben sie dabei Zugriff auf urheberrechtlich geschütztes Material in einem Gesamtwert von 120 Milliarden Pfund, umgerechnet rund 138 Milliarden Euro. "Diese Zahlen zeigen den enormen Einfluss, den illegale Downloads auf die kreativen Branchen und die britische Wirtschaft im Allgemeinen haben", erklärt David Lammy, Intellectual Property Minister Großbritanniens, gegenüber "BBC News".

Um die Wirtschaft Großbritanniens vor einem weiteren finanziellen Schaden zu bewahren, will die SABIP in erster Linie die Internet Service Provider (ISPs) des Landes stärker in die Pflicht nehmen. Diese sollen zur Überwachung der Online-Aktivitäten der eigenen Kunden gezwungen werden. Zur Durchsetzung dieser Forderung hatten sich erst kürzlich einige der größten Namen der britischen Unterhaltungsindustrie zusammengetan, um gemeinsam Druck auf ISPs und Politik auszuüben. "Die wachsende Bedrohung durch illegale Filesharing-Dienste im Internet führt dazu, dass Filme nicht fertig produziert werden, DVD-Verkäufe einbrechen und Arbeitsplätze in der Produktion und Distribution vernichtet werden", fasst John Woodward, Vorsitzender des britischen Film Councils, die Kritik der Kreativwirtschaft gegenüber "BBC News" zusammen.

Zur Bekämpfung der illegalen Downloads schlägt die Anti-Piraterie-Allianz die Einführung eines "Three-Strike-Modells" nach Vorbild Frankreichs vor, das auch in Großbritannien schon länger diskutiert wird. Dieses sieht vor, das Nutzer, die dreimal beim illegalen Download erwischt wurden, vom Internetanbieter aus dem Netz verbannt werden. "Um dem Piraterieproblem im digitalen Zeitalter wirkungsvoll zu begegnen, sieht die GVU ein Kooperationsmodell mit ISPs auf technischer Ebene als sinnvolle Ergänzung zum bestehenden rechtlichen Instrumentarium", erklärt Christine Ehlers, Sprecherin der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen (GVU), gegenüber pressetext. Im Unterschied zur Forderung in Großbritannien wolle man die Provider in Deutschland aber nicht dazu anhalten, eigenständig die Netze nach Raubkopien ihrer Kunden zu durchforsten, so Ehlers. (pte)