Branchenreport

Medizintechnik braucht Informatiker

21.10.2009
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Komplexe Produkte erfordern IT-Wissen

Tendenziell sind die Aussichten gut: In den vergangenen zehn Jahren ist die Branche durchschnittlich um sieben Prozent gewachsen, die Industrie nur um drei. Ein Grund dafür, dass die Medizintechnik bisher deutlich konjunkturunabhängiger war als andere Branchen, liegt in der langfristigen Budgetierung im Gesundheitswesen, die kurzfristige Nachfrageschwankungen so gut wie ausschließt. Und es gibt einen sicheren Wachstumsgaranten: Mit der rasch anwachsenden Weltbevölkerung und der alternden Gesellschaft wird der Bedarf an medizintechnischen Produkten und Leistungen weiter zunehmen. 2008 erzielten die deutschen Medizintechnikunternehmen einen Jahresumsatz von rund 18 Milliarden Euro - davon entfielen gut 60 Prozent auf das Auslandsgeschäft - und hatten rund 100.000 Mitarbeiter.

Der Orthopädietechnik-Hersteller Otto Bock meldet einen steigenden Bedarf an Ingenieuren und Informatikern, 185 seiner Mitarbeiter haben Informatik, Medizintechnik oder Ingenieurwesen studiert: Vom Maschinenbauer über den Feinwerktechniker und Elektrotechniker bis zum Mess- und Regeltechniker sind die unterschiedlichsten Fachrichtungen vertreten. Bock beschäftigt Entwickler, Konstrukteure, Prüfingenieure, Produkt-Manager oder Softwareentwickler. "Künftig brauchen wir mehr Informatiker, Medizintechniker und Ingenieure, weil die Technologien und Produkte komplexer werden und dafür Spezialisten mit fundierter Ausbildung notwendig sind", ist Michael Hasenpusch, Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung, überzeugt. Die Geräte sollen kleiner, leichter und preiswerter werden. Die wesentlichen Produktfunktionen beruhen immer mehr auf Elektronik und Mechatronik. Wichtig sind auch schnelle Innovationen und ansprechendes Design.

Erik Laatsch ist zufrieden mit seinem Kompromiss: "Ich habe mit Informatik zu tun und gebe durch meine Arbeit den Menschen ein Stück Mobilität zurück." Zudem fühlt er sich sicher aufgehoben in einer Branche mit hohem Wachstumspotenzial. "Bevor an der Gesundheit gespart wird, verzichten die Leute eher auf ein neues Auto", sagt der Medizintechniker.

Jobprofil Medizininformatiker

  • Medizininformatiker entwickeln, betreuen und vertreiben medizinische Informations- und Dokumentationssysteme, etwa Krankenhausinformationssysteme, bildgebende Therapie- und Diagnoseverfahren, computerunterstützte Operationstechniken oder wissensbasierende Systeme.

  • Medizininformatiker arbeiten bei Software- und Datenbankanbietern, IT-Dienstleistern und im Gesundheitswesen. Die Forschung und Entwicklung, Hersteller von medizintechnischen Geräten oder Hochschulen eröffnen weitere Tätigkeitsfelder. Zudem bieten Unternehmen der Pharmaindustrie, die öffentliche Verwaltung oder die Unternehmensberatung Beschäftigungsmöglichkeiten.

  • Medizininformatik kann man an Fachhochschulen und Universitäten als eigenständiges Fach oder in Verbindung mit Biomedizintechnik, aber auch als Schwerpunkt innerhalb von Informatik-Studiengängen studieren.