Medizininformatiker helfen Kosten senken

12.12.2001
Von Susanne Harmsen

 Schon während des Informatikstudiums an der Technischen Universität Berlin suchte Schröder nicht an der Uni nach einem Nebenjob, sondern in einer Firma. "Im Gegensatz zu mehreren Kommilitonen hatte ich das Glück, gleich einen Volltreffer zu landen", erinnert er sich. Er wurde in das zwölfköpfige Team voll einbezogen, bekam einen erfahrenen Kollegen an die Seite und profitierte auch für den Rest des Studiums aus dem Nebenberuf: "Mit dem Praxisbezug im Hintergrund konnte ich an der Uni viel besser die wirklich wichtigen Angebote herausfinden und mich darauf konzentrieren."

Familiäre Atmosphäre


Auch im Gesundheitswesen bedauern die Firmen, dass bis zu 60 Prozent der IT-Absolventen direkt vom Studium ins Ausland abgeworben werden, meist in die USA. "Die zahlen dort in Dollar, was wir in Mark bieten können", so die einhellige Klage. Was können mittelständische Firmen wie GfN oder Widis dagegen setzen? Schröder sagt: "Es ist die familiäre Atmosphäre, die ich schätze. Hier bin ich nicht nur eine Nummer, hier kennen und schätzen mich die Kollegen. Wir sind alle per Du, und wir lachen gern mal über einen Scherz. Auch nach Feierabend unternehmen wir was zusammen, gehen zum Beispiel essen. Wenn es mir mal schlecht geht, kann ich auch zu Hause bleiben, weil sie wissen, dass ich meine Termine halte und dafür an einem anderen Tag länger arbeite."

Das gute Betriebsklima fördern sicher auch die immer offen stehenden Türen der miteinander verbundenen Büroräume. Widis-Geschäftsführer Jürgen Heene sucht sich die Mitarbeiter nicht in erster Linie nach dem Zeugnis aus. Er nimmt gern Praktikanten, die er schon kennen gelernt hat oder die in anderen Firmen einschlägige Erfahrungen gesammelt haben: "Die IT-Abgänger müssen wissen, dass es auch nach dem Diplom noch viel zu lernen gibt, schließlich konnte ihnen das Studium nur das Handwerkszeug vermitteln." Die Anstrengungen für Newcomer können sich aber durchaus lohnen. So schickte der Chef Schröder schon nach einem Jahr in der Firma zu einem wichtigen Fachkongress in die USA. "Das geht natürlich nur in einer so kleinen Firma mit flacher Hierarchie."

Absturzsichere Systeme sind ein Muss

Das Berliner Gesundheitswesen befindet sich gerade in einer entscheidenden Phase: Durch Rationalisierung müssen enorme Summen eingespart werden, weil es zu viele Krankenhausbetten gibt. Das könnte eine große Chance für die Medizininformatiker sein, weil eine gute Datenverarbeitung hilft, Kosten zu senken. "Leider erkennen viele Kunden noch nicht, wie wichtig sichere Qualität ist", sagt Heene. "Besonders im medizinischen Bereich müssen die Systeme Datensicherheit garantieren, in sich absturzsicher und fehlerfrei sein und kompatibel zu anderen arbeiten."

An der Berliner Charité, zugleich Ausbildungsklinik der Humboldt-Universität, hat man das erkannt und arbeitet bewusst mit zertifizierten Produkten und ihren Entwicklern zusammen. Holger Sasse ist der IT-Chef der Klinik und kooperiert mit den angehenden Informatikern der Humboldt-Uni. Neuestes Ergebnis ist die weltweite Konsultationsstelle für Hautkrebs. Jeder Arzt, der ein Mikroskop mit Digitalkamera und einen Internet-Zugang besitzt, kann sich für seine Fälle kostenlosen Rat von den anerkannten Experten aus Berlin holen - direkt und ohne Wartezeit.

An diesem Projekt beteiligt war auch die MDE (Entwicklungsgesellschaft für angewandte Rechnertechnik mbH), die neben den Krankenhäusern auch mit der Pharmaindustrie zusammenarbeitet. Ihr Geschäftsführer Thomas Mielers weist darauf hin, dass die teuren Zulassungsverfahren für neue Medikamente keinerlei Spielraum für Datenvertauschung oder kleinste Fehler erlauben: "Wer von uns Programme bezieht, kann auch nach fünf Jahren noch kommen und fragen: Wie habt ihr diese Funktion programmiert?"