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Medion macht weniger Gewinn: Teure Aktionen werden aussortiert

09.01.2006
Der Elektronikhändler und Aldi-Lieferant Medion hat 2005 beim Geschäft mit Computern, Fernsehern und Elektrowaren erneut weniger verdient.

Vor allem im zweiten Halbjahr brach der Gewinn ein. Der Umsatz blieb mit rund 2,5 Milliarden Euro fast gleich (2004: 2,62 Milliarden Euro). Vor dem Hintergrund von Preisverfall und Konsumflaute seien die Sonderaktionen immer kürzer und wechselten sich schneller ab. Das bedeute höhere Kosten, erklärte Medion am Freitag den Ergebnisrückgang.

Der Ertrag vor Zinsen und Steuern sank von 90,1 Millionen in 2004 auf rund 19 Millionen Euro. Der Markt hatte trotz der Gewinnwarnungen noch 50 Millionen Euro erwartet. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di macht den Druck von Aldi auf Medion für die Schwierigkeiten beim Zulieferer mitverantwortlich. "Die Marktstellung des Einzelhandels und vor allem der Discounter wird oft unterschätzt", sagte ver.di-Einzelhandels-Experte Ulrich Dalibor dem "Tagesspiegel".

Neben dem schwierigen Konsum- und Marktumfeld begründete Medion die Talfahrt mit hohen Kosten für die angelaufene Umstrukturierung von Produktmanagement und Vertrieb. Trotzdem stellte der Händler eine überproportionale Dividende in Aussicht. Das Unternehmen stehe finanziell solide da, hieß es.

2006 erwartet Medion wegen der Trennung von unrentablen Produkten sowie der schwierigen konjunkturellen Situation in Deutschland und auf wichtigen Auslandsmärkten zunächst einen weiteren Umsatzrückgang. Andererseits soll der Verzicht auf teure und unrentable Produktaktionen den Gewinn stabilisieren. "Ziel wird es sein, sich auf zukunftsträchtige Produkt- und Geschäftsbereiche zu fokussieren", sagte Finanzvorstand Christian Eigen.

Auf der Kundenseite soll Aldi weiter der größte Abnehmer bleiben. Zuletzt lag der Anteil des Discounters am Medion-Umsatz bei rund 60 Prozent. Weitere Hauptabnehmer sind Metro mit den Töchtern Saturn und Media Markt, Tchibo sowie Carrefour in Frankreich und Dixons in England. Auch KarstadtQuelle zählt zum Kundenkreis.

Insbesondere von der Fußball-WM erhofft sich Medion einen Verkaufsschub bei Flachbildfernsehern. Gut liefen derzeit auch Handys, Laptops und Navigationsgeräte, die auch 2006 wieder zum Angebot gehören sollen. Die erst zum Jahresende angelaufene Handy-Offensive mit dem Angebot "Aldi Talk" habe zunächst aber noch keine entscheidende Wirkung auf den Gesamtumsatz gehabt, hieß es.

An der Börse brach nach der Ergebnisprognose für 2006 die Aktie zunächst um mehr als 20 Prozent auf unter zehn Euro ein. Im Tagesverlauf ging der Verlust aber zurück. Vor einem Jahr hatte die Aktie noch bei 17,50 Euro gelegen.

Am Markt hatte die Hoffnung bestanden, das traditionell starke Weihnachtsgeschäft würde die Ergebnisrückgänge des ersten Halbjahres ausgleichen. Davor hatte aber Medion schon im Herbst gewarnt. Im zweiten Halbjahr rutschte der Ertrag weiter ab. (dpa/tc)