Eine Kooperation auf Zeit:

MDT als Steigbügelhalter für die Groß-EDV

26.01.1979

BENSBERG/KÖLN (CW) - Auf eigenwillige, dafür aber wirtschaftliche Art und Weise betreibt die Unternehmensberatungsgesellschaft GfU (Bensberg bei Köln) Daten- und Textverarbeitung und entwickelt System-, und Anwendersoftware: Der recht ansehnliche Rechnerpark, den sie für ihre Arbeit nutzt, steht nämlich überwiegend außerhalb der eigenen Geschäftsräume.

Die Streuung des Rechnerpotentials weist dabei verschiedene Formen auf:

- Ein Großrechner steht bei einem Kunden, wird aber ausschließlich von GfU-Personal bedient. Er wird teils zu Kundenzwecken, teils zu Zwecken der Unternehmensberatungsgesellschaft eingesetzt.

- Der beim Kunden stehende Großrechner wird, je nach Verwendungszweck, von kundeneigenem Personal oder von der GfU-Crew gefahren.

- Die beim Kunden stehende MDT-Anlage wird von der GfU mitbenutzt.

Unabhängig von den jeweiligen Eigentumsverhältnissen stehen der GfU derzeit zur Verfügung: Ein Siemens-System 7.722, ausgebaut auf 512 K, ein Siemens-System 7.722 mit 256 K, ein Honeywell Bull-Modell 61/60, zwei Nixdorf-Modelle 8870/4 sowie ein MDS 2140-Diskettensystem.

Das Verhältnis zwischen Groß-EDV und MDT ist bei der GfU von einem Miteinander und von einem Aneinandervorbei gekennzeichnet. Das Miteinander - hierauf sei das Augenmerk gerichtet - besteht darin, daß die MDT-Anlagen als Steigbügelhalter für die Groß-EDV-Software fungieren. Die Übertragung neuer Softwareteile auf die Großrechner wird erst vorgenommen, wenn das Programmieren und Durchtesten auf den MDT-Anlagen stattgefunden hat (offline).

Das eigentlich Interessante aber ist, daß es bei dieser Praxis nicht bleiben soll. Zu häufig nämlich stellen sich beim Schritt auf die Groß-EDV Probleme ein, deren Ursachen in den Besonderheiten der Betriebssysteme und Programmiersprachen der einzelnen Hersteller liegen. Nicht selten - davon ist man bei der GfU überzeugt - haben die Hersteller ganz bewußt Fußangeln ausgelegt (Basic ist nicht gleich Basic), die es dem Anwender erschweren sollen, auf andere Produkte umzuschalten.

Solchen Schwierigkeiten glaubt die GfU in Zukunft entgehen zu können. Aus dem reichen Angebot des US-Markts an genannten Elektronik-Bauteilen wird sie sich einen Minicomputer zusammenstellen, dessen Gerüst ein North Star Horizon ist, der wiederum auf der Z 80 basiert. Mit diesem Gerät und einem ebenfalls aus den USA übernommenen Makroprozessor wird die Implementierung neuer Software auf Großrechenanlagen aller Provenienz dann erheblich problemfreier sein als bislang; daran zweifelt in Bensberg niemand.

Die MDT-Anlagen werden ihre Zuträgerfunktion zur Groß-EDV verlieren, doch arbeitslos werden sie deshalb bei der GfU nicht. Ihr neues Einsatzgebiet soll die Erstellung von Textverarbeitungs-Software werden. Auf diesem Gebiet sieht man die MDT gegenüber dem Großrechner im Vorteil: Änderungen und Ergänzungen sind leichter anzubringen, und nicht zuletzt ist der Papierverbrauch bei diesem Verfahren beträchtlich niedriger.

Von ihrer neuen, selbst "komponierten" Hardware aber ist die GfU so angetan, daß sie damit unter ihrem Firmenzeichen an den Markt gehen will. Name, Preis und Termin sind noch offen.