Das IoT eröffnet eine neue IT-Dimension

McKinsey über das Internet of Things

15.03.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Internet of Things und das Auto

Im Bereich der Fahrzeugtechnik sehen die Berater von McKinsey das IoT vor allem in der Rolle, Sicherheit und Wartung zu verbessern. Rund 5,6 Millionen Unfälle werden Jahr für Jahr allein auf den Straßen in den USA gezählt. Der geschätzte Schaden: 277 Milliarden Dollar. Doch gerade Bagatellunfälle bei niedrigen Geschwindigkeiten ließen sich mit Hilfe von Sensoren und automatisch reagierenden Bremssystemen oft verhindern. Fest in den Fahrzeugen eingebaute Tracking-Techniken könnten darüber hinaus helfen, Diebstähle aufzuklären oder die Täter bereits im Vorfeld abzuschrecken. Die so erzielten Effekte könnten dazu führen, dass die Versicherungsprämien um rund ein Viertel sinken.

Der verstärkte Einsatz von Sensoren kann zudem die Wartung verbessern. Gerade die Betreiber großer Flugzeugflotten, die sich im Zuge des immer härter werdenden Konkurrenzkampfs einem scharfen Preisdruck ausgesetzt sehen, gehen verstärkt dazu über, ihre Wartungsprozesse mittels Internet of Things-Einsatz zu optimieren. So überprüft Air China sämtliche Systeme in den Flugzeugen in Echtzeit und ist damit genau im Bilde, welche Teile Probleme bereiten beziehungsweise bald bereiten könnten.

Die Airline kann dadurch Wartungsprozesse effizienter abarbeiten, weil benötigte Teile mitunter vorab zur Verfügung gestellt werden können. Das bedeutet einen kürzeren Stillstand der Maschinen. Durch die Auswertung der Daten lässt sich zudem feststellen, ob es Korrelationen zwischen bestimmten Problemen gibt. Ein Beispiel: Wenn Teil A fehlerhaft ist, wird in 10.000 Kilometern höchstwahrscheinlich Teil B ausfallen.

Auch solche Erkenntnisse tragen zu effektiverer Wartung, kürzeren Standzeiten und einem längeren Lebenszyklus der Flugzeuge bei. Diese Konzepte lassen sich im Grunde auf viele Geräte- und Fahrzeugtypen wie beispielsweise Lkw, Züge und Schiffe übertragen. Ziel ist dabei immer, starre regelbasierte Wartungsmodelle durch Predictive Maintenance abzulösen, die sich flexibel an die Anforderungen der zu pflegenden Geräte und Fahrzeuge anpassen lässt.

Sensoren können nicht nur Zustands-, sondern auch Nutzungsdaten erfassen. Das eröffnet den Anbietern Möglichkeiten, besser auf ihre Kunden einzugehen. Wird beispielsweise ein Truck nur zur Hälfte ausgelastet, könnte der Vermieter seinem Kunden ein kleineres Modell anbieten, das weniger Sprit verbraucht. Das verstärkt die Kundenbindung. Außerdem erlauben Nutzungsdaten Rückschlüsse darauf, wie die Produktentwicklung verbessert werden kann.

Beispielsweise stellte ein Autobauer fest, dass die Sitzheizung trotz meist kühler Wetterverhältnisse in einer Region wenig genutzt wurde, offensichtlich weil die Funktion den Fahrern schlichtweg nicht bekannt war. Nach einem Software-Update wurde die Funktion prominenter im Dashboard des Fahrzeugs angezeigt, prompt stiegen die Nutzungsraten. Auch das sorgt für eine höhere Kundenzufriedenheit.