Betrug bei Durchleitungen entdeckt?

MCI hat Ärger mit dem Staat

08.08.2003
MÜNCHEN (CW) - Der unter Gläubigerschutz stehende US-amerikanische Carrier MCI darf sich einstweilen um keine neuen öffentlichen Aufträge bewerben. Zudem wurden gegen den Konzern Vorwürfe wegen Abrechnungsbetrug laut.

Der Restrukturierungsplan von MCI-Chef Michael Capellas ist vergangene Woche ins Wanken geraten: Die General Services Administration (GSA) der US-amerikanischen Regierung hat den Konzern von der Liste der Firmen genommen, die sich um öffentliche Aufträge bemühen dürfen. Dies bezieht sich auf neue Deals sowie auf die Erneuerung bestehender Verträge. Laufende Abkommen werden weiterhin bedient.

Mit dem Schritt begegnet die Beschaffungsstelle öffentlicher Kritik sowie Vorwürfen der MCI-Wettbewerber, dass der Carrier, der immerhin für den größten Firmenzusammenbruch und Bilanzfälschungsskandal der US-Geschichte verantwortlich ist, nicht ausreichend für seine Verfehlungen büßen muss. Laut einer GSA-Sprecherin ist der Bann von MCI jedoch nicht als Strafe gedacht. Die GSA habe durch den Schritt lediglich sicherstellen wollen, dass der Carrier in der Lage ist, Geschäfte mit der Regierung verantwortungsbewusst zu tätigen. MCI hat nun die Chance, die Entscheidung bis Ende August anzufechten. Sollte dies nicht gelingen, hat der Konzern ein weiteres ernsthaftes Problem: Die Umsätze mit der öffentlichen Hand belaufen sich auf knapp eine Milliarde Dollar im Jahr.

Jedoch musste der Carrier Ende Juli einen Rückschlag hinnehmen, als Berichte über Abrechnungsbetrügereien an die Öffentlichkeit gelangten. MCI soll in der Vergangenheit Gespräche umgeleitet und falsch deklariert haben, um sich bei der Konkurrenz fällige Durchleitungsgebühren von mehreren hundert Millionen Dollar zu sparen.

Zwar sind derartige Vorwürfe und Streitigkeiten von Wettbewerbern in den USA an der Tagesordnung, für MCI könnten sie jedoch üble Folgen haben: "Die Vorwürfe hätten zu keinem schlechteren Zeitpunkt für den Carrier kommen können", sagte die Telecom-Analystin Lisa Pierce von der Giga Group. Neben dem Vertrauensverlust auf Seiten der Kunden erwarten Beobachter zudem, dass die Vorwürfe auch auf das laufende Insolvenzverfahren ausstrahlen. Man könne dem Gericht inzwischen nur noch schwer vermitteln, dass es sich bei den Betrügereien der Vergangenheit um Einzelfälle gehandelt habe. (ajf)