ASP-Angebot soll Unternehmen locken

McAfee preist umfassende .NET-Suite an

08.12.2000
MÜNCHEN (wm) - Auch Softwarehersteller McAfee hat nun seine .NET-Kampagne gestartet. Die Network-Associates-Tochter bietet im Gegensatz zu Microsoft eine funktionsfähige Suite an Anwendungen als ASP-Dienst über das Internet an. Die "Productivity .NET"-Programme sind den bewährten Microsoft-Office-Programmen nachgebildet.

Eines hat Microsoft mit seiner lautstarken .NET-Kampagne auf jeden Fall erreicht: Viele Hersteller und Entwickler benutzen mittlerweile das Kürzel, um auf ihre Internet-basierten Software-Serviceangebote aufmerksam zu machen. Dazu zählt nun auch der Antiviren- und Utility-Spezialist McAfee. Unter dem Kürzel .NET preist der Hersteller einen "Managed Application Service" für Unternehmen an.

Das Angebot teilt sich in drei Bereiche auf: Unter "Security .NET" wird Browser-basiert über das Web die Antivirensoftware des Herstellers bereitgestellt. Ebenfalls über ein Web-Frontend bietet "Helpdesk .NET" Dateiwiederherstellung und Optimierungs-Features an. Im Prinzip ist in beiden Kategorien der Kernbereich der herkömmlichen SoftwareTools von McAfee abgebildet.

Komplette Office-Suite in JavaEinen völlig eigenständigen Charakter hat hingegen "Productivity .NET", das neben der Office-Sammlung "Mobile Office 1.5" auch das Datei-Management-System "Mobile Disk" bereitstellt. Der Anbieter setzt hier auf ein Produkt von Thinkfree, einem Spezialisten für Web-basierte Anwendungen. Thinkfree hat eine Office-Suite in Java entwickelt, wobei die aktuelle Version trotz der plattformunabhängigen Ausrichtung der Sprache derzeit nur Windows und Linux unterstützt.

Entgegen der großspurigen Ankündigung einer Web-basierten ASP-Lösung handelt es sich hier wie bei so vielen Pseudo-ASP-Produkten um eine rein lokal installierte Software. Enttäuschend ist auch der Funktionsumfang. Sowohl Textverarbeitung, Tabellenkalkulation als auch die Präsentationssoftware verfügen lediglich über eine rudimentäre Funktionalität. Die Importfilter für Microsoft-Office-Dateien kennen nur einfache Formatierungen, Drag and Drop von Dateien ist wie andere Windows-Basics Fehlanzeige. Die Anwendungen taugen höchstens als Anschauungsbeispiel dafür, dass man mit Java mittlerweile schöne, relativ schnelle GUI-Anwendungen erstellen kann. Es stellt sich allerdings die Frage, warum das Rad neu erfunden werden soll, wenn heute praktisch jedes Betriebssystem bereits Office-Anwendungen mit gleichem oder weitaus größerem Funktionsumfang enthält.

Noch befindet sich das gesamte .NET-Programm in einer Testphase (http://business.mcafee.com). Sicher dürfte allerdings sein, dass sich zukünftige Web-basierte Software-Services, wenn sie erfolgreich sein wollen, mit einem überzeugenderen Konzept präsentieren müssen.