MCA-Clones sollen Big Blue das Geschäft streitig machen:Olivetti liefert Mikrokanal-Rechner aus

17.02.1989

MONTE CARLO (CW) - Mit zwei Mikrokanal-kompatiblen PCs will Olivetti IBM das Wasser im Markt der PC-Mainframe-Anbindungen abgraben (siehe COMPUTERWOCHE Nr. 7 Seite 2). Die Rechner sind keine Absage an die alternative EISA-Architektur. Sie sollen lediglich die Kauforders potentieller Big-Blue-Kunden zu Olivetti lenken.

Nach Angaben von Olivettis Marketing-Chef Gian Carlo Bisone gäbe es keinerlei rechtliche Probleme mit dem Marktführer, dafür aber einen Kreuzlizenzvertrag, dessen Einzelheiten man nicht enthüllen könne. Der Mikrokanal sei eine Eigenentwicklung, und deshalb zahle man noch nicht einmal Lizenzgebühren. Nach Bisones Worten bleibt Olivetti dem EISA-Bus vollkommen verpflichtet und will Ende des Jahres einen solchen Rechner auf den Markt bringen. Im Bereich der Großkunden wird es nach Auffassung von Bisone einen attraktiven MCA-Markt geben, den Olivetti nicht der IBM überlassen wolle. Dieser sei jedoch ein sehr spezifisches Segment, das mit Olivettis OSA-Strategie (OSA = Open System Architecture) nichts zu tun habe. Der Markt biete genügend Platz für alle Systemwelten.

Zwei Mikrokanal-Clones - Bezeichnung P500 und P800 - wirft Olivetti gegen die drei IBM-PS/2-Modelle /50z, /70 und das Flaggschiff /80 ins Feld. Das Modell P500 ist als Desktop-Rechner konzipiert und mit dem Intel-Prozessor 386SX ausgerüstet. Die Taktfrequenz liegt bei 16 Megahertz. Die Hauptspeicherkapazität beträgt 1 MB, auf der Platine erweiterbar auf maximal 4 MB. Dem Benutzer stehen fünf MCA-kompatible Erweiterungssteckplätze zur Verfügung. Außerdem bietet das Gerät Platz für drei Massenspeichereinheiten. Olivetti liefert ein 3 1/2-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 1,44 MB, eine 40-MB-Platte und eine für 80 MB. Zusätzlich sind Streamer mit 40 und 80 MB erhältlich. Der P500 ist mit seriellen und parallelen Schnittstellen ausgerüstet und unterstützt VGA-Grafik. Als Bildschirme sind ein Schwarzweiß-Bildschirm mit 12 Zoll sowie ein 14-Zoll-Farbmonitor vorhanden. Der Rechner ist sofort lieferbar und kostet ab 5200 Dollar.

Das Top-Modell P800 ist als Tower-System konzipiert und verfügt über einen Prozessor 80386 mit einer Taktfrequenz von 25 Megahertz. Das Gerät hat 4 MB RAM, erweiterbar auf 8 MB. Für Erweiterungskarten stehen acht Steckplätze zur Verfügung. Das Gerät kann maximal acht Massenspeichereinheiten aufnehmen. Als Festplatten bietet Olivetti hier 135-MB- und 300-MB-Systeme an. Streamer stehen für 40 oder 80 MB bereit. Das Gerät ist ab Juli lieferbar und kostet 12 500 Dollar.

Zusätzlich zu den Speichererweiterungskarten lassen sich in beiden Modellen ein Token-Ring-Adapter, ein 3270 Koax-Anschluß, eine 3270 SNA/BSC-Karte, eine 5250-Emulation sowie alle weiteren PS/2-kompatiblen Karten einsetzen. Als Betriebssysteme lassen sich MS-DOS Version 3.3 und 4.0, MS-DOS/2 1.0 und 1.1 sowie die Extended Edition, Windows 386 und Unix 386 konfigurieren. Die OS/2-Version 1.1 ist mit dem Presentation Manager ausgestattet.