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Mayo und IBM: Data Mining im Dienste der Gesundheit

04.08.2004

Der amerikanische Krankenhausbetreiber Mayo Clinic arbeitet mit IBM an einem anspruchsvollen Projekt, das einmal individualisierte Behandlungen von Patienten ermöglichen soll. Kernstück der auf mehrere Jahre hin angelegten Kooperation ist eine der größten medizinischen Datenbanken der Welt mit den kompletten Informationen über fast 4,4 Millionen Patienten. Diese sollen mit den gleichen Verfahren der Mustererkennung und Data-Mining-Tools durchforstet werden, die heute beispielsweise von Direktwerbefirmen benutzt werden, um ihr Kundenpotenzial auszuloten, und mit denen Banken Kreditkartenbetrug aufzuspüren versuchen.

Mayo-Ärzte - die in Rochester, Minnesota, ansässige Firma betreibt drei Kliniken in Rochster, Jacksonville (Florida) und Scottsdale (Arizona) - sollen künftig über das System abfragen können, wie die letzten 100 Patienten mit gleichem Geschlecht, Alter und medizinische Historie auf eine bestimmte Behandlung reagiert haben. Das Unternehmen sammelt seit 1907 systematisch alle Krankenakten. Diese wurden bisher von als "Abstraktoren" bezeichneten Forschern manuell durchsucht.

Bislang gelang es Computerfirmen oft nicht, die vom Data Mining versprochenen Ergebnisse auch tatsächlich abzuliefern. Die Maschinen haben unter anderem enorme Probleme damit, wichtige von unwichtigen Korrelationen zu trennen - ein Problem, das mit wachsender Datenbankgröße exponentiell zunimmt. Externe Experten bezweifeln daher teilweise, dass das Mayo-IBM-Vorhaben funktionieren kann. "Der Computer kann Ihnen nicht die richtigen Informationen geben", glaubt beispielsweise Danny Sands, Datentechnikexperte der Harvard Medical School und Vice President beim Medizintechnikunternehmen Zix aus Dalls. "Man wird die Akten immer noch eine nach der anderen durchsehen müssen."

IBM ist da schon zuversichtlicher und hofft laut "Wall Street Journal", die im Rahmen des Projekts gesammelten Erfahrungen später in erfolgreiches Geschäft ummünzen zu können - unter anderem in Form von Beratungsleistungen für andere Organisationen im Gesundheitswesen. Konzernchef Samuel Palmisano erwartet beispielsweise, dass wenn die Branche die von IBM mit Mayo entwickelte Technik auf breiter Front übernimmt, "ein Potenzial von hunderten Milliarden Dollar". (tc)