Spediteure warnen vor Chaos auf deutschen Autobahnen

Mautsystem droht an fehlerhafter Technik zu scheitern

11.07.2003
MÜNCHEN (CW) - Vertreter des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) fordern, die Einführung des neuen Mautsystems von Ende August 2003 auf Anfang 2004 zu verschieben. Zuerst müssten Fehler und Mängel in der technischen Infrastruktur beseitigt werden. Verkehrsminister Manfred Stolpe will davon jedoch nichts wissen.

"Die Maut kommt pünktlich zum 31. August", beharrt Stolpe und weist die Kritik der Spediteure zurück. Damit wird aller Voraussicht nach ab Ende August dieses Jahres das neue Mautsystem auf deutschen Autobahnen gelten. Die gefahrenen Autobahnkilometer sollen künftig mittels einer fest im LKW installierten On-Board-Unit (OBU) automatisch erfasst und abgerechnet werden. Dabei ermitteln die Geräte mit Hilfe des Global Positioning System (GPS) die jeweilige Position des LKW und übertragen diese via Mobilfunkanbindung an ein Rechenzentrum. Dort wird die gefahrene Strecke berechnet und die entsprechende Mautgebühr vom Konto des Spediteurs abgebucht.

Der Speditionsverband befürchtet, dass bis zum Start des Mautsystems nur die Hälfte der versprochenen 250000 OBUs installiert werden können. Damit würden lediglich rund zehn Prozent der 1,2 bis 1,4 Millionen mautpflichtigen Fahrzeuge auf das automatische Buchungssystem zugreifen. Alle anderen müssten sich manuell an Buchungsautomaten beziehungsweise via Internet oder Call-Center in das System einchecken. Dies sei jedoch meist mit Umwegen und Zeitverlusten verbunden. Kapazitätsengpässe in den Vertragswerkstätten sowie Fehler in der Software sind nach Auffassung des Verbandes für die mangelhafte Ausrüstung verantwortlich. Die Bundesregierung habe ihre Hausaufgaben nicht gemacht und die Infrastruktur nur unvollständig aufgebaut. Dies gefährde den gesamten Warenverkehr in Europa.

Diese Vorwürfe wollen Verkehrspolitiker und Betreiber des Mautsystems Toll Collect nicht gelten lassen. So liege das Konsortium von Daimler-Chrysler, der Deutschen Telekom und dem französischen Autobahnbetreiber Cofiroute mit seinen Vorbereitungen im Zeitplan. Bis zum Start würden 250000 OBUs ausgeliefert. Zum Jahresende sollen bereits 500000 dieser Geräte im Einsatz sein. (ba)