HDTV per IP-Netz, 3D-Fernsehen, Live-Streaming, Videokonferenzen, Cloud Computing - das Datenaufkommen im Internet explodiert förmlich. So prognostiziert der aktuelle Cisco- Report Visual Networking Index (VNI) (http://downloads.ciscovnipulse.com/) für 2014 einen weltweiten jährlichen Internet-Traffic von 767 Exabyte (1 Exabyte = 1018 Byte = 1.000.000.000.000.000.000 Byte nach SI-Einheitensystem) und für Deutschland monatliche Transfervolumen von rund 3,6 Exabyte. Das wäre mehr als eine Vervierfachung des Datenverkehrs im Vergleich zu 2009. Auf der anderen Seite wird der Ausbau der glasfaserbasierenden Breitbandnetze alleine in Deutschland zwischen 40 und 60 Milliarden Euro verschlingen. Dass sich dies mit Flatrate-Tarifen für 19,90 Euro nicht rechnen kann, dürfte nachvollziehbar sein.
Unter dem Schlagwort "Netzneutralität " streiten sich nun Carrier und Internet-Provider mit Unternehmen wie Google, Amazon und Co. darüber, wer für den steigenden Kapazitätsbedarf zahlen soll. Erstere würden gerne große Verkehrsverursacher, die mit ihren populären Anwendungen viele User anziehen und damit ein hohes Datenvolumen erzeugen, zur Kasse bitten - also eine Art Schwerlastabgabe erheben. Des Weiteren schwebt ihnen eine Mehrklassengesellschaft vor: So wie Zuggäste in der ersten Klasse mehr Komfort genießen, sollen im Internet Datenpakete erster Klasse mit einer höheren Priorität weitertransportiert werden (Quality of Service = QoS) - natürlich gegen Aufpreis. Vorstellbar wäre beispielsweise ein dreistufiges Modell. Für die dritte Klasse müsste kein Aufpreis gezahlt werden, denn die Daten würden wie üblich weitertransportiert. Dabei dürften weiter die bereits heute bekannten Verzögerungen aufkommen, was mit der Historie des Netzes zu tun hat: Das Internet und seine Protokolle sind von den Entwicklern ursprünglich so konstruiert worden, dass sich sogar im Fall eines Nuklearkrieges die Kommunikation aufrechterhalten lässt, egal mit welcher Geschwindigkeit. Themen wie Echtzeitanwendungen oder störungsfreie Videostreams spielten damals noch keine Rolle. Zu den Daten, die wie üblich kostenlos weitertransportiert werden, dürften Anwendungen wie E-Mail oder der normale Abruf von Web-Seiten gehören, denn hier spielt es kaum eine Rolle, wenn es zu Verzögerungen, sprich höheren Latenzzeiten, kommt.