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Maut-System: Toll-Collect-Konkurrenten wittern Morgenluft

09.10.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sollte die Bundesregierung den Vertrag zwischen dem Bundesverkehrsministerium einerseits und den Maut-System-Betriebern, dem Joint-Venture Toll Collect andererseits, kündigen, könnten wieder Drittunternehmen zum Zug kommen. Schon meldeten das schweizerische Unternehmen Fela Management und die österreichische Firma Europpass Interesse an. Nicht in der Lage, für Toll Collect in die Bresche zu springen, ist nach eigenen Aussagen das Konsortium Ages. Das vom Mobilfunkanbieter Vodafone angeführte Wirtschaftskonglomerat wird vom "Handelsblatt" mit den Worten zitiert, man sei "nicht in der Lage, in wenigen Monaten etwas auf die Beine zu stellen".

Derweil hat der DaimlerChrysler-Vorstand und Aufsichtsratsvorsitzende von Toll Collect, Klaus Mangold, sich noch einmal zum Chaos der Maut-Inszenierung geäußert: Man habe gesehen, dass "dieses Projekt mit dem Einbau der Geräte, mit der Frage der Verbindung der Software, mit den hohen Qualitätsstandards des Bundesamtes für Güterverkehr uns eigentlich vor eine technische Komplexität geführt hat, die alle Beteiligten anfangs nicht in dieser Dimension erkannt haben." Mangold verwies allerdings auf das bis jetzt Erreichte: 146 Kontrollbrücken seien betriebsbereit, an rund 3.300 Mautterminals im In- und Ausland könnten sich Lkw-Fahrer manuell einbuchen. Bei Toll Collect arbeiteten 500 Techniker und Software-Experten an dem Maut-Projekt. Mangold gab sich sicher, dass Toll Collect es in einem "angemessenen Zeitraum" schaffen werde, die Spediteure mit funktionsfähigen Mautboxen in den Lkws zu versorgen.

Derweil geht der Streit zwischen Ministerium und Toll Collect darüber weiter, ob die Betreiberfirmen Daimler-Chrysler und Deutsche Telekom dem Bund Schadenersatz zahlen müssen für diesem entgehende Finanzeinnahmen. Haften werde Toll Collect nur, weenn die Betreibergesellschaft vorher die vorläufige Betriebserlaubnis erhalten habe, sagte Mangold. Diese werde aber erst unmittelbar vor dem Mautstart vergeben. Ergo: kein Geld von Toll Collect für den Bund. Das Verkehrsministerium konterte allerdings: Es gebe eine unbegrenzte Haftung. Fazit: Toll Collect muss zahlen.(jm)