Mechanische Tastatur von Matias im Test

Matias Wireless Mini Secure Pro Keyboard im Test

11.09.2016
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AES-verschlüsselt, kabellos, mechanisch, super-leise – die Matias Mini fährt große Geschütze auf. Ob der hohe Preis dafür gerechtfertigt ist, erfahren Sie im Test.
Matias Wireless Mini Secure Pro
Matias Wireless Mini Secure Pro
Foto: Matias

Im Sommer 2016 sorgten Sicherheitsexperten für Aufsehen: Sie fanden heraus, dass sich kabellose Tastaturen von mindestens acht Herstellern auf eine Entfernung von bis zu 75 Metern leicht auslesen lassen können. Viele Funktastaturen senden nämlich Ihre Tasteneingaben unverschlüsselt an den Rechner. Ein gefundenes Fressen für Hacker also. Bei der kabellosen Matias Wireless Mini Secure Pro kommt hingegen eine 128-Bit-AES-Verschlüsselung zum Einsatz. Das Abhören sei nahezu unmöglich, verspricht der Hersteller. In der Tat ist keine Sicherheitsvorkehrung unüberwindbar, aber die Verschlüsselung macht Angreifern das Leben zumindest derart schwer, dass sich der Aufwand für sie nicht mehr lohnt.

Matias verbaut Akku für 6-12 Monate Nutzung

An- und Ausschalter (mittig) nebst einem der drei USB-Ports
An- und Ausschalter (mittig) nebst einem der drei USB-Ports
Foto: Matias

Doch Sicherheit ist nicht der einzige Stolperstein kabelloser Tastaturen. Mit einem 1.600 mAh-Akku soll die Secure Pro gut aufgestellt sein. Bei normaler Nutzung - was immer das auch heißen mag - halte sie zwischen 6 und 12 Monate lang durch, verspricht Matias. Wir werden in einigen Monaten an dieser Stelle ein Update einfügen und sehen, ob wir es noch auf der Matias-Tastatur tippen können, oder ob der schon der Saft ausgegangen ist. Moderne kabellose Tastaturen haben unserer Erfahrung nach aber eher selten Probleme mit kurzen Akku-Laufzeiten. Das Aufladen erfolgt über das mitgelieferte USB-Kabel am Rechner und dauert rund 5 Stunden. Während dieser Zeit kann die Tastatur genutzt werden. Eine LED leuchtet orange während des Energie-Tankens. Die mechanische Tastatur verfügt über drei USB-Buchsen, die nur zum Laden geeignet sind, nicht für Datenträger oder andere Peripherie. Solange die Tastatur mit dem Rechner verbunden ist, können die verbleibenden zwei USB-Ports zum Aufladen weiterer Geräte verwendet werden.

Niedrige Latenz-Zeiten

Ein weiterer Stolperstein bei (vornehmlich älteren) Funktastaturen ist eine niedrige Pollingrate um den Akku auf Kosten einer hohen Latenz zu schonen. Die Matias-Tastatur kommt mit einer Polling-Rate von 200 Hz. Eine höhere Latenz im Vergleich zu kabelgebundenen Tastaturen ist im normalen Gebrauch damit nicht spürbar. Das Tastenbrett von Matias wird in erster Linie für den Büro-Einsatz angepriesen - dort spielt die Polling-Rate eine sehr untergeordnete Rolle. Auch Spiele sind für die Wireless Mini Secure Pro kein Problem. Lediglich Pro-Gamer sind freilich mit einer kabelgebundenen Tastatur besser beraten.

Mini: Nichts für Wurstfinger

Den geringen Abmessungen von 34 cm x 16,5 cm x 4 cm geschuldet, gibt es keinen separaten Num-Block - es bleiben 82 Tasten übrig. Ferner wurde der Abstand zwischen Pfeiltasten und "Strg" gestrichen, was zunächst ungewohnt ist. "Druck", "Rollen", "Pause", "Einf", "Pos 1" und "Ende" wurden per "Fn"-Taste (neben Pfeil nach oben) auf alternative Belegungen verbannt. Wer eine Standard-Tastatur gewohnt ist, muss sich definitiv zuerst an das engere Layout gewöhnen. Dafür gewinnt man viel Platz auf dem Schreibtisch.

Haptik & Switches: Pssst!

Bei den Switches setzt Matias auf die Eigenentwicklung "Matias Quiet Click Switches". Die halten, was der Name verspricht und sind ungewöhnlich leise für eine mechanische Tastatur. Viel leiser sind gewöhnliche nicht-mechanische Tastaturen auch nicht. Genau wie die Cherry- oder Greetech-Switches sollen die von Matias zudem bis zu 50 Millionen Anschläge aushalten. Auch identisch zu Cherry: Mit rund 60 Gramm zum Aktivieren der einzelnen Taste ist vergleichsweise viel Kraft vonnöten. Danach schnellt die Taste nach unten. Die Tasten lassen sich circa 3,5 Millimeter herunterdrücken - das ist eher kurz, wenn man die Leopold oder Das Keyboard 4C daneben betrachtet. Insgesamt liefert die Matias ein angenehmes und präzises Tipp-Gefühl. Der hohe Kraftaufwand ist aber Geschmackssache und nicht jedermann zuträglich.

Ferner: NKRO (verhindert das Übergehen einer Eingabe beim gleichzeitigen Drücken mehrerer Tasten) ist ebenfalls an Bord. Eine Hintergrundbeleuchtung ist nicht integriert.

Das Gehäuse setzt auf Klavierlack-Optik, fühlt sich aber nicht so wertig an, wie etwa Das Keyboard 4C, welches zum Teil Metall verbaut. Dafür ist das Matias-Brett sehr leicht für eine mechanische Tastatur: 950 Gramm.

Der Matias Wireless Mini Secure Pro liegt neben dem USB-Lade-Kabel noch eine minimalistische englische Kurzanleitung bei. Um die Verbindung zum Rechner herzustellen, wird der ebenfalls mitgelieferte Nano-USB-Adapter in einen USB-Slot gesteckt.

Der Nano-USB-Adapter der Matias-Tastatur
Der Nano-USB-Adapter der Matias-Tastatur
Foto: Matias

Eine Treiberinstallation ist unter Windows nicht nötig. Unter Linux wird ein "hid_apple"-Treiber benötigt. Während des Bootvorganges wird die Tastatur unter Linux jedoch nicht erkannt. Mac-OS-Nutzer müssen die Alt- und Windows-Tasten in den Tastatur-Einstellungen unter "Tastatur - Sondertasten" auf Option und Command ändern.

Fazit: Die Matias Wireless Mini Secure Pro verschlüsselt die Kommunikation auf dem Funkweg - das ist nicht nur vorbildlich, sondern in unseren Augen eigentlich zwingend notwendig für jede Funktastatur. Auf der Haben-Seite verbucht die Tastatur weiter wunderbar leise Tippgeräusche, was sie auch Großraumbüro-tauglich macht. 170 Euro Verkaufspreis etwa b ei Getdigital wollen aber wohl überlegt sein. Wer auf Wireless verzichten kann, ist mit der ebenfalls kompakten Das Keyboard 4C für deutlich weniger Geld besser beraten. Deren braune Switches (kleiner Aufpreis) sind zwar leiser als die sehr(!) lauten blauen, aber immer noch lauter als die Quiet Switches von Matias. Ambitionierte Gamer mit Hang zum Num-Block und Vorliebe von RGB-Beleuchtung greifen lieber zur mechanischen Corsair Gaming K70 RGB. (PC-Welt)