Schwaches Mobilfunkgeschäft drückt den Umsatz

Materna hofft auf baldigen GPRS-Boom

24.05.2002
MÜNCHEN (sp) - Die Materna GmbH konnte ihre Umsätze im Fiskaljahr 2001 zwar noch leicht steigern. Vor allem wegen des schwachen Geschäfts mit mobilen Datendiensten rechnet der Software- und IT-Services-Anbieter für das laufende Jahr jedoch nicht mehr mit Wachstum.

Noch im Februar gab sich die Materna GmbH optimistisch, hatte sie ihren Umsatz im abgelaufenen Fiskaljahr 2001 doch entgegen dem allgemeinen Branchentrend von 178 Millionen auf 181 Millionen Euro steigern können. Grund war die positive Entwicklung des Geschäftsbereichs Information: Die Sparte, die mit Software und Dienstleistungen rund ums Internet 46 Prozent zu den Gesamteinnahmen des Dortmunder Unternehmens beisteuert, legte beim Umsatz um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Inzwischen hat die Schwäche des IT- und TK-Markts jedoch auch bei Materna deutliche Spuren hinterlassen. Vor allem wegen der Einbrüche des Geschäfts mit mobilen Datendiensten fielen die Einnahmen im ersten Quartal um zwölf Prozent niedriger aus als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Für das Gesamtjahr rechnet der Anbieter von Systemintegration und mobilen Datendiensten mit keinem weiteren Wachstum. "Zurzeit wird nicht investiert, sondern reformiert und restrukturiert", fasst Geschäftsführer Winfried Materna zusammen. Der daraus resultierende Wettbewerbsdruck werde durch Dumping-Angebote von Firmen, die kurz vor der Pleite stehen, verschärft. Die Höhe der Honorare habe Materna zwar bislang halten können - im Festpreisgeschäft werde man jedoch immer häufiger von Billiganbietern ausgestochen.

Als Konsequenz hat Materna beschlossen, bis zum Jahresende 80 der rund 1400 Arbeitsplätze im In- und Ausland zu streichen. Nach den Worten des Geschäftsführers entspricht dieser Stellenabbau allerdings nur der normalen Fluktuationsrate von etwa sechs Prozent. "Und die werden wir versuchen, zu nutzen." Betroffen seien in erster Linie Mitarbeiter der Online-Redaktion und des Rechenzentrums. Im IT-Service- und Lösungsgeschäft sollen dagegen keine Stellen gekürzt werden.

Dennoch bleibt Materna nach Angaben des Firmenchefs profitabel, obgleich die Zahlen im laufenden Fiskaljahr "weniger schwarz als im Vorjahr" ausfallen werden. Bei IT-Services und Softwareprojekten erwartet das Unternehmen ein weiteres Wachstum - wenn auch nur noch im einstelligen Prozentbereich. Der Firmenlenker beruft sich bei dieser Prognose vor allem auf das nach wie vor stabile Geschäft mit Branchenlösungen für die öffentliche Verwaltung, auf das rund 20 Prozent der Gesamtumsätze von Materna entfallen. Da Ämter und Behörden den konjunkturellen Schwankungen nicht so stark wie die private Wirtschaft ausgesetzt seien, "herrscht wenigstens hier noch Kontinuität."

Das mit einem Anteil von 44 Prozent an den Gesamteinnahmen zweite Standbein von Materna, das Geschäft mit Services im Mobilfunkbereich, war dagegen bereits 2001 stark rückläufig. Und angesichts der "sprunghaften" Entwicklung ist es dem neuen Finanzchef Klaus Grote schwer, in diesem Bereich Prognosen aufzustellen. Neben der angespannten Situation der Netzbetreiber in Folge der UMTS-Versteigerung, der Investitionszurückhaltung der Kunden und der Sättigung im Markt für Endgeräte leidet die Branche laut Helmut an de Meulen, als Geschäftsführer verantwortlich für die Business-Unit Communications, unter der allgemeinen Ernüchterung beim Thema UMTS: "Immer mehr Firmen fragen sich, ob man mit UMTS-Diensten jemals ein Return-on-Investment erzielen kann."

Neue GPRS-Dienste im Trend

Die Dortmunder hoffen daher auf den baldigen Durchbruch der zweiten Mobilfunkgeneration (G2). Mit Dienstleistungen auf Basis von GPRS (General Package Radio Services) will das Unternehmen in erster Linie den Consumermarkt aufrollen. Gute Chancen verspricht es sich vor allem von der Micropayment-Lösung "Premium-SMS", die über die Mobiltelefonrechnung abgerechnet wird und sich unter anderem für das Bezahlen von Web-Content und -Services eignet. "Es gibt tausende von Anwendungen, für die sich dieses Payment-Verfahren anbietet", glaubt an de Meulen.

Einen regelrechten Boom erwartet der Manager auch vom Geschäft mit SMS-Nachrichten, die Bilder und Klänge enthalten (Multimedia-SMS). Trotz der derzeit noch hohen Endgerätepreise sei er sicher, dass in Deutschland bereits Ende dieses Jahres jeder fünfte Handy-Besitzer ein MMS-fähiges Mobiltelefon besitzen werde. "Mittelfristig werden die MMS-Umsätze die SMS-Einnahmen übersteigen", ist an de Meulen überzeugt. Zuwachsraten erhofft er sich außerdem vom Geschäft mit SMS-Nachrichten ins Festnetz sowie von Wireless-Anwendungen, die Materna hostet und für private Anwender und Firmenkunden verfügbar macht. Auch mobile Business-to-Business-Services auf GPRS-Basis böten noch ein "riesiges Umsatzpotenzial".