Massiv-parallele Systeme in der Anwendung Transputer optimieren den globalen Produktionsprozess

29.10.1993

MUENCHEN (CW) - Dass massiv-parallele Systeme auf Transputerbasis nicht nur in wissenschaftlichen Bereichen Anwendung finden, demonstrierte die Parsytec GmbH anhand einer Beispielinstallation zur Objekterkennung. Doch das Aachener Unternehmen verfolgt in Zusammenarbeit mit BASF und verschiedenen Universitaeten weit hoehere Ziele.

In einem von der EG gesponserten Grossprojekt soll ein Verfahren entwickelt werden, das die globalen Planungs- und Produktionsprozesse von internationalen Konzernen optimiert. Zu diesem Zweck gruendete Parsytec mit BASF (Ludwigshafen), dem Softwarehaus Dash (Coventry), dem Energieversorger Gesa (Palma de Mallorca) und den Universitaeten von Buckingham, Heidelberg sowie Leuven das Pamips-Konsortium (Parallel Mixed Integer Programming Systems). Waehrend Parsytec die Hard- und Systemsoftwarebasis bereitstellt, bringt Dash die Optimierungssoftware "Xpress-MP" in das Projekt ein. Die beteiligten Universitaeten entwickeln die Algorithmen und Implementierungsansaetze. BASF und Gesa stellen mit ihrer Erfahrung in der chemischen Fertigung und der Energieversorgung die Parameter fuer industrielle Problemfaelle zur Verfuegung.

Ziel des Projekts ist es, einen Kern von Hard- und Software zu entwickeln, der - erweitert um individuelle Parameter - auf andere Industriezweige portiert werden kann und den Grosskonzernen weltweite Kostenersparnisse zwischen zwei und fuenf Prozent ermoeglichen soll. Die parallelisierte Version von Xpress-MP soll Anfang naechsten Jahres in die Testphase gehen.

Greifbarer sind zwei Beispielinstallationen, die Parsytec auf der Systems demonstrierte: Gezeigt wurde die Handschriftenerken- nung bei Kreditkartenbelegen. Die "ICR-Engine" erzielte in einem Pilotprojekt bei der GZS Gesellschaft fuer Zahlungssysteme mbH eine Erkennungsrate von 93 Prozent bei einem Durchsatz von 25 000 Belegen pro Stunde.

Die zweite Demonstration hakte allerdings: Eigentlich sollte ein System zu sehen sein, das Objekte aufgrund der Farbe erkennt. Auf dem Messestand griff der bekannte Vorfuehreffekt, so dass nichts zu sehen war. Wenn es funktioniert, soll das Bildverarbeitungssystem "TIP" (Transputer Image Processing) in Kombination mit neuronalen Verfahren zur Schrift- beziehungsweise Farberkennung bei der automatischen Erfassung logistischer Informationen dienen. Neben Anwendungen in der Qualitaetskontrolle kann TIP auch bei der Oberflaecheninspektion zum Einsatz kommen.

Parsytec kann mit weiteren industriellen Anwendungen aufwarten: Gemeinsam mit den Unternehmen EMA (Electromagnetic Applications) und Fegs Ltd. (Finite Element Graphics Systems) entwickelte die Aachener eine Plattform inklusive parallelisierter Software zur Simulation von Blitzeinschlaegen in Flugzeugen. Das System ist bei der British Aerospace bereits im Einsatz. Dort wird die EMV- Vertraeglichkeit von Flugzeugen anhand einer Rechnersimulation nachgewiesen. British Aerospace scheint mit der Investition zufrieden: Schon nach zehn Produktionslaeufen, so ein DV- Verantwortlicher des Konzerns, habe sich der Anschaffungsaufwand durch die Einsparung von Mietzeiten auf Cray-Rechnern amortisiert.