Eine Weltpremiere:

Massenschach im Jogging-Tempo

26.09.1980

ZÜRICH (sg) - Am 30. August begann die I. Schweizer Schachmeisterschaft "Computer gegen Mensch" mit in sieben Städten und Ortschaften stattfindenden vorentscheidenden Wettkämpfen. Das Finale wird am 8. November dann in Zürich ausgetragen. Organisiert wird. die Meisterschaft, die noch ohne den Segen des Schweizerischen Schachverbandes auskommen muß, von der Schachagentur Caissa und dem Spielwarenkonzern Franz Carl Weber. Jeder Spieler hat gegen zwei verschiedene Schach-Computer anzutreten. Sieger wird der, der erstens gewinnt und zweitens für seine Erfolge am wenigsten Züge und Zeit benötigt.

Bis zum Anmeldeschluß haben sich 5535 Interessenten für den Wettkampf gemeldet. Allein das kann bereits als Rekord für die in dieser Form als Weltpremiere geltende Veranstaltung angesehen werden. 190 der Teilnehmer wurden durch Losentscheid dazu bestimmt, ihr Schach-Wissen in die Computer einzugeben.

Nach Aussage der Veranstalter müssen sich die Teilnehmer der Schach-Computer-Meisterschaft mit den besten zur Zeit auf dem Markt erhältlichen Schach-Computern messen. Dabei handelt es sich einerseits um den Chafitz Sargon 2,5, auch unter dem Namen Boris II bekannt, der seine maschinellen Konkurrenten bei Wettkämpfen Computer gegen Computer in die Schranken gewiesen haben soll, und andererseits um den Chess Champion Super System III.

Der in den USA entwickelte Sargon, er kostet in der Schweiz knapp tausend Franken, verfügt serienmäßig über eine vollautomatische Schachuhr, Zugzähler und Speicher zur Zurücknahme von Zügen sowie über ein Modul, das später durch ein anderes mit einem stärkeren Programm ersetzt werden kann. Der Chess Champion ist mit 549 Franken das erheblich billigere Modell und wird unter schweizerischer Leitung in Hongkong gebaut. Er beherrscht die Drei-Zugund die 50-Zug-Remis-Regeln und wandelt zum Beispiel Bauern, welche die letzte Reihe erreicht haben, auch in andere Figuren als die Dame um, wenn er sich davon mehr verspricht. Für die Antworten kann man diesem Computer eine Zeit zwischen drei Sekunden und 100 Stunden einräumen. Für die Schach-Computer-Meisterschaft wurde eine Einstellstufe von 20 Sekunden gewählt, während den Gegnern der Computer 60 Züge in 50 Minuten zugestanden werden.

Der Korrespondent der CW in der Schweiz wird diese Schachmeisterschaft "Computer gegen Mensch" aufmerksam verfolgen und zu gegebener Zeit über Verlauf und Sieger berichten.