Mashup Camp lockt kreative Köpfe

07.03.2006
Auf der vielleicht kuriosesten IT-Veranstaltung überhaupt präsentierten Entwickler die bei der Mischung allgemein zugänglicher Techniken entstandenen Hybrid-Anwendungen.

Unlängst trafen sich im Computer History Museum im kalifornischen Mountain View 300 IT-Freaks, um über Mashups zu sprechen - Anwendungen, die aus der Kombination frei verfügbarer Programme über Programmierschnittstellen (APIs) entstehen. Dass das Mashup Camp nicht weit vom Google-Hauptquartier entfernt stattfand, ist wenig verwunderlich, lieferte der Suchmaschinenriese doch mit Google Maps eine beliebte Komponente für einige präsentierte Mashups.

Den ausgeschriebenen Preis für die beste Mashup-Idee erhielt das relativ einfache Konzept Podbop.org. Auf der Website können sich Nutzer über die in ihrer Stadt stattfindenden Konzerte informieren und erhalten mit Hilfe frei verfügbarer MP3-Dateien gleich eine Hörprobe der auftretenden Interpreten. Deutlich komplexer ist das vom zweiten Sieger vorgestellte Mashup Chicagocrime.org. Die Betreiber haben eine Verbrechensdatenbank des Chicago Police Department mit Google Maps verbunden, was interessierten Besuchern erstaunliche Recherchemöglichkeiten dazu bietet.

Aber auch die Konzepte auf den hinteren Plätzen können sich sehen lassen: So hat Flyspy eine Methode geschaffen, die Zeit für den billigsten Flug zwischen zwei US-Großstädten innerhalb eines Monats zu berechnen und grafisch anzuzeigen - eine ähnliche Recherche im Buchungssystem Orbitz würde vermutlich einen halben Tag dauern. Das tägliche Leben zu erleichtern ist auch das Ziel von TrainCheck: Anwender, die per SMS oder E-Mail mitteilen, welchen Bahnhof sie in Kürze erreichen, erhalten als Antwort Abfahrtszeit und Ziel der nächsten drei Züge, die den Bahnhof verlassen. Ähnlich wie bei den meisten Konzepten ist der Nutzungsradius stark eingeschränkt. Der Dienst funktioniert derzeit nur für Züge in der San Francisco Bay Area und das Washingtoner Metro-System.

Wie komplex die Kombinationen sein können, zeigt Attendr, ein Mashup für Konferenzen, Partys und andere Treffen. Neben der Gästeliste bindet die Web-Anwendung die APIs von Google Maps, Yahoos Geocoder, Flickr und Technorati ein.

Nach der erfolgreichen ersten Veranstaltung laufen bereits die Vorbereitungen für Mashup Camp 2. Ort und Termin stehen noch nicht fest und sollen diesmal demokratisch entschieden werden. Außerdem wollen die Veranstalter dafür Sorge tragen, dass alle Interessenten, seien es Lieferanten von APIs oder der zugrunde liegenden Infrastruktur, Mashup-Entwickler oder Beobachter aus Presse, Forschung und Venture-Capital-Szene, Zugang erhalten.

Für Interessenten, die mit einem eigenen Mashup auf der nächsten Veranstaltung auftreten wollen, noch zwei kleine Tipps: Das Wiki WSfinder bietet eine Sammlung aller frei verfügbaren APIs und Web-Services. Aus diesen dürfte sich das eine oder andere neue Mashup bauen lassen. (mb)