7. Platz Großunternehmen

Martin Schallbruch, IT-Direktor des Bundesministeriums des Innern

24.11.2011
Ein Großprojekt für jede Brieftasche - Sein "Baby" wird bis 2020 in allen deutschen Haushalten ankommen: der neue Personalausweis.

Am 1. November 2010, einem Montag, begann in den Einwohnermeldeämtern der Bundesrepublik eine neue Ära. Der etwas unförmige, einlaminierte Personalausweis aus Papier gehörte der Vergangenheit an. Jeder Deutsche ab 16 Jahre bekommt seitdem eine elektronisch lesbare Chipkarte, die als Identitätsnachweis dient. Ihr Name: nPA, was nichts anderes bedeutet als "neuer Personalausweis". In spätestens neun Jahren wird ihn jeder besitzen, schließlich muss der Ausweis alle zehn Jahre erneuert werden. Mit der Umstellung von analog auf digital endete eine knapp vierjährige Vorbereitungszeit, die maßgeblich Martin Schallbruch, als IT-Direktor im Bundesministerium des Innern (BMI) der IT-Staatssekretärin Cornelia Rogall-Grothe unterstellt, vorangetrieben hat.

Als "die spannendste Aufgabe, die ich mir vorstellen kann", bezeichnet Schallbruch seinen Beruf. "Wir erfahren gerade, wie unser gesamtes Leben auf elektronische Prozesse umgestellt wird." Die Art und Weise, wie ein Staat diesen Vorgang begleite, entscheide maßgeblich darüber, wie er im internationalen Vergleich in Zukunft dastehe. Diesen Prozess für Deutschland beeinflussen zu können, reize ihn an seinem Job.

Schallbruch, seit neun Jahren als IT-Direktor im BMI beschäftigt, schadet denn auch nicht die Hartnäckigkeit und Vielseitigkeit, mit der er seine Projekte vorantreibt. Bei der nPA-Einführung brachte er sich in das Gesetzgebungsverfahren ein, baute das Kompetenzzentrum "neuer Personalausweis" auf, das Anbietern von nPA-Anwendungen Beratung und Unterstützung zukommen lässt, und sorgte dafür, dass rund 5300 behördliche Stellen neue Softwarekomponenten und Hardware erhielten. Er stellte die Produktion der Bundesdruckerei um, erarbeitete die technischen Richtlinien für alle wichtigen Komponenten und trug maßgeblich zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in TV, Radio, Print, Online und sogar im Kino bei. "Es ist zwar nicht das teuerste Projekt, das ich gestemmt habe, aber mit Sicherheit das komplexeste, da die Anzahl der beteiligten Stellen enorm gewesen ist", resümiert Schallbruch, der sich selbst als sachbezogen, aber äußerst fröhlich charakterisiert. Er zeigt sich zuversichtlich, dass sich auch die öffentlich häufig kritisierten freiwilligen Funktionen des nPA wie der elektronische Identitätsnachweis für das Internet durchsetzen werden: "Spätestens 2020, wenn alle ihn besitzen."

Simon Hülsbömer, Redakteur Computerwoche