Bayrisches Ministerium untersucht Informationsbedarf

Marktpotential beim Mittelstand

27.02.1976

MÜNCHEN - Modernen Informationssystemen stehen mittelständische Betriebe noch recht skeptisch gegenüber. Dieser Schluß läßt sich aus einer Untersuchung über "Informationsbedarf und Informationsversorgung der mittelständischen Industrie in Bayern" ziehen, die im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft durch das Marktforschungsunternehmen Infratest-Industria durchgeführt wurde. Generell halten sich die befragten Unternehmen - Betriebe mit 20 bis 500 Beschäftigten - für ausreichend informiert: Spontan als "ungenügend" bezeichneten ihren Informationsstand immerhin 17 Prozent der Entwicklungs/Konstruktionsabteilungen, 10 Prozent der Einkaufs- und 23 Prozent der Vertriebsabteilungen. Am stärksten wurde das Informationsdefizit bei Betrieben mit 100 bis 200 Mitarbeitern in den Branchen Maschinenbau und Chemie beklagt. Mangel besteht vor allem an technischen Informationen, die das Tätigkeitsgebiet der Firma betreffen sowie an Daten über Einkaufsquellen und potentielle Kunden.

Ein Informationssystem, das sowohl interne als auch externe Daten konsequent ausweitet, wurde in keinem der befragten 575 mittelständischen Unternehmen festgestellt. Deutlich zeigten sich eine Konzentration externer Informationen bei der Unternehmensleitung und ein von oben nach unten verlaufender Informationsfluß. Wegen des direkten Kontaktes zwischen Geschäftsführung und Sachbearbeitern sei der Informationsfluß in mittelständischen Betrieben allerdings effizienter als in Großunternehmen.

Keine Rede von Datenbanken

DV-Anlagen werden bei mittelständischen Unternehmen - so stellte Infratest fest - fast ausnahmslos für Lohnabrechnung und Finanzbuchhaltung eingesetzt. Lediglich ein Teil der größeren Betriebe verwenden DV-Systeme auch für Absatzstatistiken, Kunden- und Lieferantenkarteien.

Kein Wunder, daß unter diesen Umständen zur Schließung von Informationslücken die schriftliche Information eindeutig bevorzugt wurde. Bildschirminformations-Systemen standen die mittelständischen Unternehmen im vorigen Jahr noch recht skeptisch gegenüber. Der Gedanke externer Datenbanken war den Befragten weitgehend fremd.

Sobald im Detail nachgeforscht wurde, zeigten sich erhebliche größere Informationslücken, als die spontanen Antworten hätten erwarten lassen. So sagten 75 Prozent der Konstruktions-- und Entwicklungsabteilungen, daß sie ungenügend über das Patent- und Lizenzwesen orientiert seien. Dem Vertrieb, der in der Regel ohne Marktforschungs-Material auskommen muß, fehlen vor allem Informationen über ausländische Kunden und über Aktivitäten der Mitbewerber - aber auch Mittel, um vorhandene Kunden- und Interessenlisten zu überprüfen und zu vervollständigen. - py -