Marktanteil stieg im ersten Quartal auf 11,8 Prozent Compaq loest IBM als groessten Anbieter von PCs in Europa ab

20.05.1994

MUENCHEN (CW) - Die Compaq Computer Corp. hat es endlich geschafft, mehr PCs in Europa zu verkaufen als die IBM. Einer Untersuchung zufolge, die Dataquest und das "Wall Street Journal Europe" durchfuehrten, sank der Marktanteil von Big Blue in Europa von 12,8 auf elf Prozent. Compaqs Anteil an den 2,7 Millionen PCs, die 1994 im ersten Vierteljahr in Europa abgesetzt wurden, belief sich dagegen auf 11,8 Prozent.

Die von Branchenkennern erwartete Wachabloesung fand in einem unruhig verlaufenden Quartal statt. Der Untersuchung zufolge nahm der PC-Verkauf in Europa um 8,1 Prozent zu. Das bedeutet zwar gegenueber den letzten drei Monaten des Vorjahres, in denen der Absatz um 2,4 Prozent gesunken war, eine Verbesserung, kommt aber nicht einmal in die Naehe der Wachstumsraten von fast 20 Prozent, die im ersten Quartal 1993 realisiert wurden.

Von Januar bis Maerz 1994 stieg der Umsatz der PC-Anbieter um 12,5 Prozent auf 5,66 Milliarden Dollar. Da den Auguren zufolge der Trend zu leistungsstarken PCs geht, hat sich der Durchschnittspreis pro Rechner erhoeht.

Compaqs Erfolg sei auf das verstaerkte Engagement im Small-Office- und Home-Sektor zurueckzufuehren, berichtet das "Wall Street Journal Europe". In Grossunternehmen ohnehin stark vertreten, senkte der PC-Hersteller seit 1992 seine Preise drastisch und band neue Distributoren und Haendler an sich, um die individuellen PC-Kaeufer besser erreichen zu koennen. Durch dieses Engagement konnte der Umsatzanteil in diesem Marktsegment auf 15 Prozent erhoeht werden, teilte Compaqs Europa-Chef Andreas Barth mit. Insgesamt setzte Compaq-Europa im ersten Quartal 829 Millionen Dollar um.

Der ruecklaeufige Marktanteil der IBM in Europa reflektiere dagegen die vielen internen Probleme des Rechnerherstellers. So haben dem Wirtschaftsblatt zufolge technische Schwierigkeiten die Auslieferung einiger wichtiger neuer Produkte verzoegert. Ausserdem mussten Anwender bei bestimmten Modellen Wartezeiten in Kauf nehmen, weil die Unternehmensstrategen den Bedarf falsch eingeschaetzt hatten.

William McCracken, Marketing- und Manufacturing-Manager fuer das weltweite PC-Geschaeft der Armonker, fuehrte den Verlust von Marktanteilen auf Lieferschwierigkeiten zurueck. Gegenueber dem "Wall Street Journal Europe" sagte er, dass IBM 2,4 Prozent mehr Marktanteil haette errringen koennen, wenn man in der Lage gewesen waere, den Bedarf zu decken. Mit neuen Produkten sollen die verlorenen Anteile zurueckgewonnen werden.