Markt waechst jaehrlich um 16 Prozent Outsourcer profitieren von komplexen Systemen und BR

30.06.1995

PARIS (IDG) - Die zunehmende Komplexitaet verteilter Systeme und der Trend zum Business Re-Engineering (BR) duerften dem Outscourcing-Markt zumindest in den naechsten fuenf Jahren noch weitere Wachstumsimpulse geben.

Die sinkenden Margen bei Hard- und Software versuchen IT- Hersteller durch Dienstleistungsangebote wie Training, Installationsservices, Helpdesks und Systemintegration aufzufangen. Die Anwender - darum bemueht, den Technologiemix in ihren Unternehmen unter Kontrolle zu bringen - nehmen die angebotenen Hilfsleistungen nur zu gerne an. "Wir werden die Entwicklung und Installation unseres neuen Systems von einem Dienstleister machen lassen, damit wir uns auf die Kernkompetenzen und Hauptgeschaeftsbereiche konzentrieren koennen", erklaert beispielsweise Hilbrand Nawjin, Direktor der niederlaendischen Auslaenderbehoerde (IND).

Das Amt bearbeitet Asylantraege, Einbuergerungsgesuche und ist fuer die Grenzkontrolle zustaendig. "Die Asylantraege haben sich in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht. Heute entscheiden wir jaehrlich ueber 200000 Antraege", berichtet Nawjin. Die Mitarbeiterzahl sei in der letzten Dekade von 370 auf 1400 gestiegen. Diese Entwicklung ueberzeugte die Behoerde von der Notwendigkeit, alle lokalen Geschaeftsstellen an ein nationales Netz anzubinden, die PC-Konfigurationen zu standardisieren und ein uebergreifendes Workflow-System einzufuehren.

Die IND ist ein Beispiel fuer das Vorgehen vieler anderer europaeischer Unternehmen und Behoerden. Allein in Europa wies der Markt fuer Outsourcing-Services - inklusive System-Management, Installationsservice, Entwicklungs- und Sicherheitsdienstleistungen - laut Dataquest ein Volumen von vier Milliarden Dollar auf. In den naechsten fuenf Jahren rechnen die englischen Marktforscher mit einer Wachstumsrate von 16 Prozent per annum.

Im Desktop-Sektor, in dem sich aufgrund des zumeist ungeplanten und explosiven Wachstums der PC-Systeme die Kosten am schwierigsten zuordnen und kontrollieren lassen, ist eine staerkere Zunahme zu erwarten. Da die Anwenderunternehmen inzwischen erkannt haben, dass die "Cost of ownership" das Budget nachhaltiger und langfristiger belasten als der Kauf eines PCs, hoffen sie, die laufenden Kosten durch Outsourcing zu senken. Dataquest rechnet daher die naechste Dekade mit einer jaehrlichen Ausdehnung des PC- Outsourcing um durchschnittlich 30 Prozent.

Nicht immer die beste Wahl

"Die ausgefeiltesten Vertraege decken oft verschiedene Gebiete ab", berichtet Dataquest-Analyst Roger Fulton. "Da dreht es sich sowohl um Hardware-Einkaeufe, Installations- sowie Upgrade-Services als auch um Finanzierung und Training. Diese unterschiedlichen Vereinbarungen helfen, den Anwender an den Hersteller zu binden."

Die Anbieter benutzen ihre Serviceangebote nicht zuletzt auch, um sich in Sektoren wie der PC-Arena voneinander zu differenzieren. Die Kunden andererseits kaempfen mit den immer komplexeren Aufgaben, die das Management von heterogenen Systemen mit sich bringt. Das zusammen mit dem Trend zum Business Re-Engineering und der Konzentration auf Kernkompetenzen, treibt viele Anwender dazu, ihre IT teilweise oder komplett in die Haende von Outsourcern zu legen.

So hat die hollaendische IND die Systementwicklung an das partiell im Staatsbesitz befindliche Dutch State Computer Center

(DCC) uebertragen. RCC entwarf und pflegt die in ein WAN eingebundenen LANs der Auslaenderbehoerde. Ausserdem beauftragte das Staats-RZ Olivetti damit, ein neues Workflow- und ein Dokumenten- Management-System auf Basis von Filenets "Workflo" beziehungsweise von Novells "Wordperfect" zu entwickeln. Darueber hinaus installiert der italienische Anbieter im Hauptquartier und den Geschaeftsstellen der IND Standard-PCs unter Windows. "Der jetzt moegliche elektronische Datenaustausch verringert die Kosten fuer jeden Antrag", freut sich Nawjin.

Allerdings haben nicht alle Outsourcing-Faelle ein Happyend. "Einige Kunden berichteten uns von schlechten Erfahrungen mit ihren Servicepartnern", erzaehlt Gartner-Group-Analyst Peter Sondergaard. Der PC-Spezialist empfiehlt, vor Vertragsunterzeichnung einige Punkte besonders zu pruefen:

Der Kunde sollte sich vergewissern, wie teuer ihn der Betrieb einer eigenen IT kommt. Eventuell liegt der Aufwand unter dem Angebot des Serviceanbieters.

Das Abkommen sollte das Ausmass der Services regeln. Moeglichkeiten von Nachverhandlungen sollten vorgesehen werden, falls die erbrachten Leistungen nicht das im Vertrag fixierte Niveau aufweisen.

Die Vertragsdauer sollte so festgelegt werden, dass der Anwender nach Beendigung die Beziehung problemlos beenden oder die Serviceleistungen so veraendern kann, dass sie seiner weiterentwickelten Systemlandschaft angemessen sind.

"Die meisten Anwender mit schlechten Erfahrungen haben vergessen, mit dem Anbieter Vereinbarungen fuer den Fall zu treffen, dass sich die Geschaeftsfelder ihres Unternehmens aendern", sagt Sondergaard. "Das Anwendungsunternehmen sollte sich eine gewisse Kontrolle ueber die IT-Architektur vorbehalten, sonst verliert es die Moeglichkeit einzugreifen."