IT-Beratung und Engineering-Services

Markt schrumpft um sechs Prozent

22.06.2009
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
Die Anbieter müssen derzeit einen Spagat zwischen Kostensenkung und Innovation schaffen. Gespart wird vor allem an der Weiterbildung.

Nach mehreren Boomjahren ist der Markt für Technologieberatung und Engineering-Services in Deutschland in diesem Jahr wieder rückläufig: Die 25 größten Anbieter (siehe Abbildung) erwarten ein Minus von 6,2 Prozent. 2008 konnten sie ihre Einnahmen hierzulande durchschnittlich noch um 9,3 Prozent steigern - auf insgesamt 3,67 Milliarden Euro. Das zeigt die aktuelle Liste der Beratungsfirma Lünendonk GmbH. Der Gesamtmarkt legte den Experten zufolge von 2007 auf 2008 um sieben Prozent auf 7,2 Milliarden Euro zu.

Den jetzigen Marktrückgang sehen die führenden Anbieter allerdings nicht als dauerhaften Einbruch. So erwarten sie für den Zeitraum 2009 bis 2014 wieder ein durchschnittliches Marktwachstum von mehr als neun Prozent. Dieser Fünfjahres-Zeitraum wurde als Einheit abgefragt, so dass 2010 aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Prognosen ausgeklammert werden muss.

"Insbesondere für die Automotive-Industrie, dem wichtigsten Auftraggeber von Technologieberatungs- und Engineering-Services, bedeutet der Spagat zwischen notwendigen Kostensenkungen und hohem Innovationsdruck eine Zerreißprobe", beschreibt Hartmut Lüerßen, Partner von Lünendonk, die aktuelle Situation. So sei der Nachholbedarf der deutschen Automobilhersteller etwa bei neuen und umweltschonenden Antriebskonzepten nach wie vor groß. Dennoch müssen die Anbieter auf die Krise reagieren. So wollen die Top 25 ihre Budgets für Weiterbildung mehrheitlich einfrieren (77,8 Prozent). Wollten im Vorjahr noch fast alle ihre diesbezüglichen Aufwendungen erhöhen, halten mittlerweile nur noch elf Prozent daran fest. Und elf Prozent wollen die Ausgaben sogar zurückfahren.

Die Zusammenarbeit mit den Kunden erfolgt überwiegend auf Projektbasis: Mehr als zwei Drittel des Umsatzes erzielen die 25 größten Anbieter mit Werk- oder Dienstverträgen (64,8 Prozent beziehungsweise 35,2 Prozent). Verbreitet ist auch Zeitarbeit im Rahmen der Arbeitnehmerüberlassung (AÜ), die 2008 durchschnittlich 28,2 Prozent des Umsatzes der Top 25 ausmachte. Auf Outsourcing-Verträge entfielen drei Prozent der Einnahmen.

Der steigende Anteil der Werkverträge gegenüber Dienstverträgen und die Zunahme des AÜ-Geschäftes deuten darauf hin, dass das Projekt-Management beim Projektdesign mehr im eigenen Hause erfolgt. Ein weiterer Grund sei der, dass immer mehr Anwender strategische Dienstleister beauftragen, die - ähnlich wie die Automobilzulieferer - mehr und mehr Verantwortung für Innovationen übernehmen.

In der Krise scheint die Aufspreizung des Anbieter-Marktes zuzunehmen, beobachtet Lünendonk: Die strategischen Dienstleister übernehmen zunehmend Verantwortung und unternehmerisches Risiko im Produktlebenszyklus. Dagegen werden Anbieter, die überwiegend mit Arbeitnehmerüberlassung oder Dienstverträgen arbeiten, tendenziell in die Rolle der Flexibilitäts-Dienstleister gedrängt.