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Marconis Sanierungsplan ist gescheitert

25.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Sanierungsplan für den angeschlagenen britischen TK-Ausrüster Marconi ist gescheitert. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, wurden die Verhandlungen mit Banken über die Refinanzierung von Verbindlichkeiten in Gesamthöhe von 3,56 Milliarden Euro abgebrochen. Grund war die Erkenntnis, dass die derzeitige Auftragsflaute noch länger anhalten werde. Der Konzern befürchtete daher, er könne die höheren Zinsen bei einer Erweiterung der in zwölf Monaten fälligen Kreditlinie nicht zahlen. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte jedoch am Sonntag, dass Marconi weiterhin in der Lage sei, die laufenden Zinsen zu zahlen. Nachdem in den letzten sechs Monaten eine Reihe von Geschäftsbereichen verkauft wurden, befinden sich derzeit über 1,6 Milliarden Euro in der Konzernkasse.

Im schlimmsten Fall erwartet Marconi nun die Zerschlagung durch die Gläubigerbanken, letzte Hoffnung ist die Option, die Kreditgeber mit Marconi-Aktien abzufinden. Die Chancen auf ein solches Einlenken der Geldgeber erscheinen allerdings gering, nachdem die Telecom-Branche ihre Ausgaben auf das Nötigste begrenzt: So hatte etwa die Deutsche Telekom letzte Woche bekannt gegeben, dass sie die Investitionen in neue Netze um zehn Prozent senken werde, France Télécom will in diesen Jahr das Ausgabenniveau von 2001 beibehalten. Außerdem sind die Zweifel an einem Fortbestand des Unternehmens wenig dienlich, wenn es darum geht, Aufträge an Land zu ziehen.

Nachdem die Marconi-Aktie allein am Freitag um 44 Prozent auf 16 Cent fiel - nach einem Kurswert von 20,04 Euro im September 2000 - dürfte das Interesse der Geldgeber an einer Schuldbegleichung mit Anteilscheinen relativ niedrig sein. Auf der anderen Seite haben die Gläubigerbanken aber kaum Vorteile, wenn die Briten Insolvenz anmelden und werden sich bemühen, den Konzern weiter am Leben zu erhalten.

Wie Marconi weiter mitteilte, hat sich die Marktsituation im laufenden Quartal weiter verschlechtert und wird noch länger als bisher befürchtet schlecht bleiben. Dennoch hält der TK-Ausrüster an seinem bereits im Januar verkündeten Plan fest, die Schulden bis Ende des Monats von 7,15 Milliarden auf 4,4 bis 5,2 Milliarden Euro zu senken (Computerwoche online berichtete). Das Unternehmen will innerhalb der nächsten Wochen einen neuen Geschäftsplan vorlegen. (mb)