Banken spekulieren über Fusion gleichberechtigter Partner

Mannesmann und Vodafone ziehen alle Register der Public Relations

28.01.2000
MÜNCHEN (CW) - Je näher der 7. Februar rückt, das offizielle Ende der Angebotsfrist für Vodafone, desto mehr Nebelkerzen zünden Mannesmann und Vodafone in der Auseinandersetzung um die von den Briten beabsichtigte feindliche Übernahme. Juristische Gutachten, Gerüchte über potenzielle Partnerschaften, mögliche Firmenkäufe oder ein vorgetäuschtes Plazet der EU-Kommission sollen die jeweiligen Positionen festigen.

Der Ausgang des Übernahmekampfes ist nach wie vor offen. Jüngsten Presseberichten zufolge konnten beide Seiten bislang nur einen Teil der Anleger hinter sich bringen. Das Zünglein an der Waage dürften die amerikanischen Investmentfonds sein.

Um diesen und anderen Aktionären die Entscheidung zu versüßen, lockt Vodafone-Chef Chris Gent mit einem verbesserten Angebot: Er offeriert den Mannesmann-Aktionären statt bislang 47,2 Prozent eine Beteiligung von 48,9 Prozent an einem fusionierten Konzern Mannesmann/Vodafone, falls das Mannesmann-Management eine Empfehlung zugunsten von Vodafone ausspricht. Mit diesem Nachschlag stiege der Wert des Angebots um fünf Milliarden auf 155 Milliarden Euro. Damit kommt Gent den ursprünglich von Mannesmann-Boss Klaus Esser geforderten 300 Euro pro Aktie sehr nahe.

Esser beeindruckte die Nachbesserung allerdings nicht sonderlich. Er verlangt mittlerweile einen Anteil von 58,5 Prozent an einem fusionierten Unternehmen. Diese Größenordnung lehnt Gent kategorisch ab, da ihm die Vodafone-Aktionäre bei jedem Angebot über 49 Prozent die Zustimmung verwehren würden. Trotz Gents Weigerung, eine Fusion gleichberechtigter Partner im Verhältnis 50 zu 50 zu akzeptieren, halten einige Banken diese Lösung mittlerweile für wahrscheinlich.

Unabhängig von den möglichen Beteiligungsverhältnissen an einem fusionierten Konzern fechten beide Unternehmen ihren Kampf weiter aus: Nachdem Vodafone ein Rechtsgutachten vorlegte, demzufolge die EU-rechtlich geforderte Abspaltung von Orange kein Problem sei, konterte Mannesmann kurze Zeit später mit einem Gegengutachten.

Auf der anderen Seite wirbt Mannesmann mit möglichen Partnern. Während Esser offiziell eine gewünschte Beteiligung des französischen Konzerns Vivendi an Mannesmann dementiert, tauchen immer wieder Gerüchte auf, dass beide Companies ihre TK-Sparte zusammenlegen wollen. Ferner heißt es, Mannesmann wolle in Europa mit AOL, das erst kürzlich mit Time Warner fusionierte, ein Bündnis eingehen.