Vodafones Internet-Strategie lässt viele Fragen offen

Mannesmann erwägt Börsengang seiner eigenen Internet-Sparte

21.01.2000
DÜSSELDORF (CW) - Im Übernahmekampf zwischen Mannesmann und Vodafone hat der Düsseldorfer Konzern eine neue Runde eingeläutet. In seiner offiziellen Stellungnahme zur Ablehnung des Vodafone-Angebots betont das Unternehmen seine positiven Entwicklungschancen als eigenständige Company und verweist erneut auf die Risiken der Vodafone-Offerte. Ferner stellte Mannesmann die Börseneinführung seines Internet-Geschäfts in Aussicht.

In einer 40seitigen Broschüre für die Aktionäre und mehrseitigen Zeitungsanzeigen erklärte die Mannesmann-Führung nun ihren Aktionären, warum das Vodafone-Angebot von 258 Euro pro Mannesmann-Aktie in ihren Augen unattraktiv ist. Nach Darstellung der Düsseldorfer hat das Papier vielmehr ein Kurspotenzial von 350 Euro.

Diese Kursprognose begründet Mannesmann unter anderem mit den erwarteten Synergien aus der Übernahme des britischen Mobilfunkers Orange sowie den Wachstumschancen aus dem Daten-, Internet und Telecommerce-Geschäft. Zudem, so Mannesmann-Chef Klaus Esser, besitze der Konzern aufgrund seiner wenigen Mehrheitsbeteiligungen ein größeres Kurspotenzial als Vodafone mit seinen zahlreichen, aber kleinen Mobilfunkengagements. Vodafones Werbung mit einer globalen Mobilfunkpräsenz sei Augenwischerei, da die Briten, von Italien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland einmal abgesehen, nur in exotischen Regionen vertreten seien und oft nur Minderheitsbeteiligungen hielten.

Nummer drei unter den europäischen ISPsWaren die sonstigen Argumente in der offiziellen Mannesmann- Stellungnahme zum Übernahmeangebot wie erwartet mehr oder weniger bekannt, so gelang den Düsseldorfern zumindest eine Überraschung: Der Konzern erwägt offenbar die Börseneinführung seines Internet-Geschäfts. Glaubt man den Mannesmann-Zahlen, so ist das Unternehmen bereits die Nummer drei unter den europäischen Internet-Service-Providern (ISPs) und hat in Deutschland und Italien rund 2,6 Millionen Kunden.

Angesichts dessen hat Esser für Vodafones Ankündigung, Mannesmann im Internet-Geschäft voranzubringen, nur spöttische Kommentare übrig, zumal die Briten bis vor kurzem keine eigene Internet-Strategie vorweisen konnten. Eine solche zimmerte Vodafone-Boss Chris Gent erst während des Übernahmekampfes um Mannesmann auf die Schnelle zusammen. Heraus kam eine Mobilfunk- und Internet-Allianz mit Partnern wie Sun, IBM, Infospace.com, Charles Schwab, Palm Computing, Ericsson und Nokia. Gemeinsam will diese Allianz eine weltweite Plattform für mobile Daten- und Internet-Dienstleistungen entwickeln. Der Startschuss soll bereits im Juli mit einer ersten Version der Internet-Plattform fallen. Zum Jahresende soll dann die Version 2.0 folgen.

Branchenkenner bezweifeln allerdings, dass es Vodafone gelingt, bis Juli eine solche globale Plattform auf die Beine zu stellen. Zudem habe Mannesmann in Sachen Internet weiterhin die besseren Karten, da Vodafone voll auf das Handy setze, während die Düsseldorfer eine Kombination aus Festnetz und Mobilfunk bevorzugen. Für das Festnetz spricht, dass es bislang mit höheren Bandbreiten aufwartet und billiger ist als der Internet-Zugang via Handy. So blieb denn auch Vodafone-Chef Gent bei der Präsentation seiner Strategie die Antwort auf Fragen etwa zu Tarifierung und Bandbreite schuldig.