Sönke Vetsch von der Börse Stuttgart

Mann mit klarer Vision

06.03.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Sönke Vetsch von der Börse Stuttgart belegte beim "CIO des Jahres" den zweiten Platz in der Kategorie Mittelstand - nicht nur wegen seiner Aufräumarbeiten.

Die gesamte IT-Infrastruktur des Unternehmens erneuert, dabei die Zahl der Rechenzentren von vier auf zwei konsolidiert und noch dazu Windows 7 eingeführt. Diesen Arbeitsnachweis kann Sönke Vetsch, CIO und COO der Börse Stuttgart, vorlegen. Allein deshalb gebührt ihm der Titel "Vize-Sieger" beim letztjährigen Wettbewerb um den "CIO des Jahres Mittelstand". Doch das ist nicht alles.

Im laufenden Betrieb

Das Projekt "Konsolidierung und Dynamisierung der IT-Landschaft" wurde 2010 begonnen und 2012 zu einem erfolgreichen Abschluss geführt. Und das unter erschwerten Bedingungen - der Umbau fand im laufenden Betrieb statt, wie Vetsch berichtet: "Diese Herausforderung musste sowohl technisch als auch organisatorisch gemeis-tert werden." Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "CIO" fasste Vetsch im vergangenen Jahr die Vorteile der neuen IT-Struktur wie folgt zusammen:

  • kürzere "Time-to-Market",

  • noch verlässlicher verfügbare Systeme,

  • weniger Ressourceneinsatz,

  • eine verbesserte Infrastruktur an den Handelsarbeitsplätzen,

  • unbegrenzte Skalierbarkeit,

  • Industrialisierung der Entwicklungs-, Betriebs- und Support-Prozesse,

  • eine Integrationsplattform, mit der sich zusätzliche Geschäftsmodelle schnell einbinden lassen, sowie

  • erweiterte Sourcing-Möglichkeiten, um Kapazitäten für das Kerngeschäft freizuschlagen.

Wie die "CIO-des Jahres"-Jury heraushob, führte die komplette Virtualisierung der Arbeitsplätze und die Erneuerung der Server-Landschaft auch zu beachtlichen Energieeinsparungen - heutzutage nicht trivial.

Auch wenn das sicher eine hervorragende Leistung ist, macht das aber noch keinen Top-CIO. Vetsch habe jedoch mit einer klaren Zukunftsvision "unter Beachtung von Big Data und In-Memory-Computing" überzeugt, so das Urteil der Juroren. Und last, but not least: "Vetschs Bewerbung zeichnet sich durch die vorbildliche Vermittlung und strukturierte Kommunikation zwischen der IT und den Fachbereichen aus."

Vertrauensbildung hatte Priorität

Knapp 20 Prozent der insgesamt 120 IT-Mitarbeiter waren in das Konsolidierungsvorhaben involviert. Dem IT-Team habe er besondere Aufmerksamkeit gewidmet, betont Vetsch: Im Rahmen des Change-Managements sei großer Wert auf Vertrauensbildung gelegt worden. Zudem hätten die Mitarbeiter Weiterbildungsangebote erhalten, um sie auf die persönliche und technisch-operative Zukunft vorzubereiten.

Was die Jury nicht erwähnte, weil Vetsch in seiner Bewerbung nicht darauf eingegangen war, ist die innovative Methode, mit der die IT der Börse Stuttgart ihren Betrieb optimiert. Es handelt sich um eine Kombination von ITIL (Best Practices für das Service-Management) und Kanban (eine japanische Fertigungsmethode, die auf dezentrale Steuerung in kleinen Schritten baut). Konkret kommen die IT-Mitarbeiter mindestens zweimal in der Woche zusammen, um über Flaschenhälse und Reibungsverluste in den Abläufen zu berichten - und um Lösungen dafür zu finden.

Mitglied der Geschäftsführung

Bei seinen Aktivitäten kam es Vetsch sicher entgegen, dass er im Topmanagement des Unternehmens angesiedelt ist. Er zeichnet nicht nur für die Bereiche Information und Operations zuständig, sondern ist auch Geschäftsführungsmitglied der Börse Stuttgart Holding GmbH sowie Vorstandsmitglied der Börse Stuttgart AG. (mhr)