Kommentar

Mangelndes Selbstvertrauen?

28.02.1997

Wohin die Allianz von Systemsoftware und Applikationen unter dem Dach eines einzigen Herstellers führen kann, hat Bill Gates gezeigt: Marktdominanz in beiden Disziplinen und auf Kosten der Softwarehäuser. Ähnliche Befürchtungen gibt es nun unter Autocad-Entwicklern, nachdem Autodesk die auf Architekturprogramme spezialisierte Softdesk übernehmen will. Autodesk als führender Anbieter einer PC-basierten CAD-Plattform steigt damit in das Anwendungsgeschäft ein - das Nachsehen hätten die Entwickler.

Doch die Microsoft-Parallele hinkt. Bei den Lösungen der Systemhäuser und VARs handelt es sich nicht um Standardprogramme, sondern um hochspezialisierte CAD-Anwendungen. Dieses vor allem in Deutschland ausgeprägte Know-how läßt sich nicht durch Handschlag aneignen. Außerdem verfügen die Softwerker über ein Druckmittel: den Vertrieb, den Autodesk bislang ausschließlich über die Partner abwickelt. Dieser einzige Endkundenkanal bricht weg, wenn der Hersteller mit eigenen Anwendungen in Konkurrenz zu seinen Lösungsanbietern tritt.

Der deutsche Autodesk-Chef Dieter Höfler weiß um seine Abhängigkeit von der Applikationsgemeinde und verspricht daher, die erfolgreich praktizierte Strategie zumindest in Deutschland nicht zu ändern. Softdesk-Produkte sollen nur in Ländern zum Einsatz kommen, in denen das Partnergeschäft ohnehin keine große Rolle gespielt hat.