"Manager müssen wie Regisseure arbeiten"

06.02.2002
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

ENGLISCH: In meinem Buch geht es um Menschen, die sich frei und selbstverantwortlich um die Welt bewegen. Es geht um viel umfassendere Veränderungen als nur den Hype der New Economy. Allerdings stellten der 11. September letzten Jahres und die folgenden Ereignisse einige meiner Thesen in Frage. Kritiker werfen mir vor, ich beschreibe ein goldenes Zeitalter. Das stimmt nicht. Ich versuche, beide Seiten der Medaille zu beschreiben, die Chancen und die Risiken. In Zukunft wird es mehr Jobnomaden geben, das hat nichts mit der New Economy zu tun.

CW: Was sind überhaupt Jobnomaden?

ENGLISCH: Menschen, die über eine große Bandbreite an Qualifikationen verfügen. Der Wunsch nach Autonomie und Selbstverwirklichung ist ihnen sehr wichtig. Vor wenigen Jahren drehten sich die Fragen von Berufstätigen um Aufstiegschancen und Jobsicherheit. Jobnomaden dagegen stellen andere Ansprüche: „Wie kann ich mich fachlich und persönlich weiterentwickeln?“ „Was erwarte ich von meiner Arbeit?“ oder „Kann ich durch meine Arbeit Nutzen schaffen?“ Jobnomaden sind Menschen mit unterschiedlichen Einkommensquellen. Sie bewegen sich auf eher unsicheren Pfaden. Was mir besonders wichtig ist: Nomaden im ursprünglichen Sinne sind autonome Stämme, die sich nicht gerne Regierungen unterwerfen oder staatliche Grenzen anerkennen. Sie sind Eigentümer ihrer Arbeitskraft, die sie niemals unter das Diktat eines einzigen Arbeitgeber stellen würden.

CW: Momentan wirken Jobsicherheit und ein geregeltes Einkommen durchaus wieder anziehend. Wer geht da noch Experimente ein?

ENGLISCH: Viele sind auf die Schnauze gefallen und gehen deshalb zurück in eine sichere Anstellung. Sie waren oft zu unerfahren, um selbst ein Unternehmen zu gründen. Zahlreiche New-Economy-Gründer suchen die Sicherheit einer Festanstellung oder gehen an die Universität zum Studieren. Das ist keine schlechte Idee, denn schließlich schadet es niemandem, sein Studium abzuschließen oder Berufserfahrung unter den Fittichen von erfahrenen Kollegen in einem Unternehmen zu sammeln. Allerdings denke ich trotzdem, dass viele Menschen auf längere Sicht als Jobnomaden leben und arbeiten werden. Ich glaube nicht, dass es eine dauerhafte Trendwende hin zu mehr Sicherheit gibt. Das Nomadentum beschränkt sich nicht auf die New Economy – und auch nicht auf die IT-Branche.

CW: In Ihrem Buch nennen Sie Beispiele von Leuten, die um den Globus jetten, aus dem Koffer leben und keinen festen Wohnsitz haben. Welche Vorteile sollen diese Arbeitsformen dem Einzelnen bringen?