Bad Harzburger Führungsakademie will mit Seminarreihe Angst vor neuen Technologien nehmen"

"Manager leben oft noch im Rokokozeitalter"

24.02.1984

FRANKFURT (CW) - Nicht der hierarchische, sondern der kooperative ist der den neuen Technologien angemessene Führungsstil. Einmütig äußerten diese Meinung Vertreter der Bad Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft und Fachleute aus Wirtschaft und Verwaltung während eines Pressegespräches in Frankfurt. Mit einer Seminarreihe wendet sich das Institut jetzt an Manager. Sie soll die Angst vor neuen Technologien verringern und Probleme bei der Unternehmensführung lösen helfen. Entscheidend hängt heute das Überleben eines Unternehmens von der kompromißlosen Delegation der Verantwortung ab. Die elektronische Kommunikation liefert jedem Benutzer in kurzer Zeit Ergebnisse die schnelle Entscheidungen voraussetzen. Diese "Powern" verpufft allerdings, wenn der Benutzer nicht befugt und fähig ist, die notwendigen Entscheidungen zu treffen und weiterzuleiten", erklärte Hilmar Kruse, Berater der Gesellschaft für rationale Textverarbeitung und Datentechnik. Die Unternehmensleitung laufe auch Gefahr, sich bei einer Zentralisierung von Entscheidungen mit zweitrangigen Problemen beschäftigen zu müssen, die von Fachleuten der zweiten Ebene effektiver gelöst werden könnten. "Unternehmen ohne praktizierte Delegation von Verantwortung müssen im Wettbewerbskampf unterliegen", ergänzte das Vorstandsmitglied der Bad Harzburger Akademie, Professor Dr. Reinhard Höhn.

Die Probleme, so Kruse, begännen aber bereits bei der Einführung moderner Technologien in Unternehmen. Sie müßte von oben nach unten erfolgen. Den Führungskräften, gerade den 30- bis 40jährigen warf er vor, sich nicht mit den Zeichen der Zeit auseinanderzusetzen: "Nicht können, sondern kennen ist heute die Devise. Viele Damen und Herren des Managements aber leben oft noch im Rokokozeitalter und meinen, das Bedienen eines Computers ruft einen Statusschaden hervor". Gerade für Führungskräfte aber sei es wichtig, sich mit der neuen Technologie auseinanderzusetzen. Denn die Wurzel ihrer Angst vor Terminals und Bildschirmen liegen im Nichtwissen begründet.

Wichtig erachtete Expertenrunde auch das "Wie" der Einführung moderner Elektronik, da sie entscheidend über die Zukunft des Büroarbeiters entscheidet. "Der Mensch muß bei der Planung im Mittelpunkt stehen".

Wichtig ist nach Meinung von Roland Friedrich von den Wiesbadener Stadtwerken, die Mitarbeiter frühzeitig in die Planung einzubeziehen und ihre Anerkennungserwartungen zu sichern. "Die Mitarbeiter dürfen nicht das Gefühl haben, bei ihrer Karriere gestört zu werden". Höhn hob hervor, daß die Vision der Totalkontrolle ein wichtiger Grund für die Abneigung sei. Dieses Gefühl fühle zu einer Frustration des Mitarbeiters, schränke seine Kreativität ein und fördere die sogenannte innere Kündigung. Passivität und Unlust beherrschen das Betriebsklima.