Fünfter IT-Trainingskongreß

Manager erwarten gute Geschäfte mit Multimedia-Weiterbildung

26.11.1999
BONN (hk) - Das IT- und Multimedia-Schulungsgeschäft steht vor großen Herausforderungen, auf die die hiesigen Anbieter nicht ausreichend vorbereitet sind. Das erklärte der deutsche Hewlett-Packard-Chef Jörg Menno Harms vor über 400 Teilnehmern auf dem 5. IT-Trainingskongreß in Bonn.

"Wie Piranhas fallen die weltweit agierenden Bildungsanbieter über die lokal orientierten deutschen Hochschulen her", malte Harms aus, was geschehen könne, falls die hierzulande gemütlich agierenden Ausbildungsstätten nicht aktiv würden. Er glaubt, daß es nicht mehr lange dauern wird, bis Trainingsfirmen via Internat weltweit Inhalte anbieten werden. Die Deutschen sollten die Wissensvermittlung via Web als Chance begreifen, Geld zu verdienen, denn der Weiterbildungsmarkt entwickle sich sehr lukrativ. Allerdings benötige man dabei "viel Geduld und Spucke". Allein die Tatsache, daß heute 65 Prozent der Beschäftigten mit dem PC arbeiteten, zeige das Potential des Lernens am Computer.

Jobchancen in der IT zu spät aufgezeigt

Bildung hat aber auch mit der Jobsituation zu tun. So wies Harms auf den Widerspruch zwischen den vier Millionen Arbeitslosen und dem Personalmangel in der IT-Industrie hin. Der Staat habe beim Thema Bildung die Weichen nicht immer richtig gestellt. Der HP-Chef bekannte aber selbstkritisch, daß die DV-Industrie während der Wirtschaftskrise Mitte der 90er Jahre nicht auf die kommenden Chancen in der IT-Industrie hingewiesen habe, obwohl sich in den USA bereits damals der Fachkräftemangel abzeichnete.

In Zukunft kommt es nach Harms Auffassung vor allem auf drei Fähigkeiten an:

- Lernkompetenz. Das bedeute beispielsweise "in nicht standardisierten Situationen produktiv arbeiten zu können";

- soziale und interkulturelle Kompetenz. Wenn sich zwei Mitarbeiter in einem internationalen Projekt nicht verstünden, komme es leicht zu Verzögerungen.

- Medienkompetenz. Damit meint er den verantwortungsvollen Umgang mit dem Rohstoff Information, aber auch die Fähigkeit, zwischen den unwichtigen Informationen die wichtigen zu finden.

Auf einen weiteren Aspekt wies Microsoft-Geschäftsführer Rudolf Gallist hin. Die produktspezifische Ausbildung, wie sie heute auch in seinem Unternehmen üblich ist, werde zurückgehen. In Zukunft müßten Mitarbeiter auf konkrete Aufgaben hin ausgebildet werden: "Nur wer sich vorbereitet und offen ist für Veränderungen, wird sich behaupten."

Auf diesem Weg scheint die Deutsche Bahn AG zu sein. Das Unternehmen investiert wie kaum ein zweites in Multimedia-Training, um die Mitarbeiter auf die veränderten Anforderungen vorzubereiten. So wurden bereits rund 30000 kaufmännische Beschäftigte mit Lernprogrammen geschult, als die Buchhaltung vom Staatsbetrieb in eine Aktiengesellschaft umgestellt wurde. "Ohne Multimedia hätten wir das nie geschafft", bekennt Personalvorstand Horst Föhr. Im Moment sind die Zugbegleiter dran. 10000 davon werden mit Hilfe eines aufwendig hergestellten Programms auf Kundenorientierung getrimmt. Auch die Auszubildenden sind dabei, sich Teile des Lernstoffs multimedial anzueignen. Föhr plant, mit den IT-Azubis Softwarefirmen zu gründen. Das Modell orientiert sich an sogenannten Juniorfirmen, bei denen die Lehrlinge den Betrieb von ganzen Bahnhöfen übernehmen.