Manager auf dem Prüfstand

26.09.2002
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Allerdings tauchten beim ersten Durchgang im Mai auch Kritikpunkte auf, für die die einzelne Führungskraft nicht verantwortlich sein kann. „Mit der Weiterentwicklung waren viele Mitarbeiter nicht so zufrieden“, gibt Wagenknecht zu. Dieses Ergebnis überraschte den Sun-Manager nicht, da angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage seit vergangenem Jahr die Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens begrenzt sind.

Uneinsichtige Führungskräfte

Dass sich trotz Mitarbeiterbefragung nichts ändert, ist in den Augen von Personalberater Krumbach-Mollenhauer die größte Gefahr. Leicht kann die Motivation, die die Mitarbeiter empfanden, weil ihre Meinung gefragt war, in Frustration umschlagen. Uneinsichtige Vorgesetzte reagieren zudem oft mit einer Konflikt- und Abwehrhaltung auf die Ergebnisse, so dass Probleme zwischen Mitarbeitern und Führungskraft erst durch die Feedbacks entstehen. Darum empfiehlt Krumbach-Mollenhauer einen Moderator hinzuziehen: „Es ist besser, dass ein Moderator der Führungskraft die Ergebnisse erläutert, als wenn sie der Beurteilte einfach nur schriftlich bekommt.“ Auch das anschließende Gespräch mit den Mitarbeitern könnte der Moderator lenken.

Bei der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton, deren Mitarbeiter einmal im Jahr nach dem 360-Grad-Prinzip beurteilt werden, übernimmt der Mentor diese Rolle. Zunächst führt ein gleich gestellter oder vorgesetzter Kollege etwa zehn Interviews mit Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern und fasst die Ergebnisse in einem Bericht zusammen, den wiederum ein Komitee aus Kollegen auf der nächsthöheren Stufe und Vertretern der Personalabteilung diskutiert. Die Ergebnisse gehen dann Berichterstatter und Mentor mit dem Beurteilten durch.

Ein zeitaufwändiges Verfahren, wie Angelika Sonnenschein, Director of Human Resources, zugibt. Umso höher sind die Erwartungen, dass die Beurteilten an ihren Defiziten auch arbeiten: „Die Ergebnisse können auch auf Bonus und die Karriereentwicklung Einfluss haben. Schließlich gilt bei uns das Prinzip ,grow oder go‘. Wenn sich keine Lösung abzeichnet, müssen wir gemeinsam überlegen, ob der Betreffende nicht besser in einer anderen Position bei einer anderen Firma aufgehoben wäre.“