Malteser und Knorr-Bremse sind "Anwender des Jahres"

01.11.2007

Bereits zum neunten Mal hat die COMPUTERWOCHE die besten IT-Projekte im deutschsprachigen Raum mit dem Preis "Anwender des Jahres" ausgezeichnet. Der Wettbewerb mit Ehrungen in den zwei Kategorien "IT-Performance" und "Business Change" wurde zusammen mit der Unternehmensberatung Gartner Consulting ausgerichtet. Bewertet wurden erfolgreich abgeschlossene Projekte, mit denen IT-Organisationen einen herausragenden Beitrag zum Erfolg ihres Unternehmens geleistet haben.

Malteser siegt in der Kategorie "IT-Performance"

"Anwender des Jahres 2007" in der Kategorie "IT-Performance" ist die Malteser Trägergesellschaft (MTG) aus Bonn. Sie verbesserte die Services und die Kostenstruktur der Unternehmens-IT, indem sie nicht das Kerngeschäft betreffende IT-Dienstleistungen konsequent auslagerte. Darüber hinaus zentralisierte Malteser seine deutschlandweite heterogene IT-Landschaft und konnte so mit einer Struktur aus zentralen Servern und dezentral aufgestellten Thin-Clients ebenfalls erheblich zur Kostenreduzierung beitragen.

Bernd Christoph Meisheit, CIO der MTG (rechts), und sein Stellvertreter Nils Alwardt, waren nach eigenen Worten "über die Auszeichnung völlig überrascht".
Bernd Christoph Meisheit, CIO der MTG (rechts), und sein Stellvertreter Nils Alwardt, waren nach eigenen Worten "über die Auszeichnung völlig überrascht".

Die IT der MTG krankte vor dem Start des Vorhabens im Jahr 2004 an mangelnder Flexibilität und hohen Kosten. 90 Prozent der Aufgaben des IT-Personals befassten sich mit dem laufenden Betrieb. Jedes der zehn Krankenhäuser in Deutschland besaß ein eigenes Krankenhaus-Informationssystem samt zugehörigen Servern und Datenbanken. Die IT sollte deshalb ohne Betriebsunterbrechung zentralisiert, industrialisiert und an den Kernprozessen ausgerichtet werden.

Für kerngeschäftsfremde Dienste gründete die MTG zusammen mit einer Schwester- und der Muttergesellschaft eigens die Servicetochter Socura. Hier wurden alle MTG-Mitarbeiter zusammengezogen, die beispielsweise Netze und Server administrieren oder kaufmännische Applikationen betreuen. Die Socura betreibt zudem in Hamburg ein Rechenzentrum. Hier werden nunmehr alle nicht krankenhausnahen zentralen Anwendungen (wie etwa Rechnungswesen etc.) verarbeitet. Im Zuge der gleichzeitig realisierten Rezentralisierung wurden zudem sämtliche Desktops durch ein Thin-Client-Konzept mit Citrix-Zugang ausgetauscht.

Rezentralisierung auch bei der Landesbank Baden-Württemberg

Ähnlich der MTG wartete auch die Landesbank Baden-Württemberg aus Stuttgart in der Kategorie "IT-Performance" mit der Migration auf eine Citrix-basierende Terminal-Server-Struktur auf. Mit der Migration von einer Client-Server-Umgebung hin zu einer Terminal-Server-Infrastruktur erreichte das Projekt noch zwei weitere Ziele: Mehr noch als früher nimmt die Bank die IT jetzt als "Business Enabler" wahr, der in der Lage ist, strategische Entscheidungen des Managements schnell umzusetzen. So können beispielsweise die Applikationen der Bank über Nacht an jedem Ort der Welt zur Verfügung gestellt werden. Auch auf der Anwenderseite stieg die Zufriedenheit mit der IT, denn die Zahl der Störungsfälle ging drastisch zurück, während die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der täglich genutzten Anwendungen enorm stieg.

Stulz: Klimaexperte schafft Papierberge ab

Ebenfalls in der Kategorie "IT-Performance" bewarb sich die Stulz GmbH Klimatechnik aus Hamburg mit einer Mobile-Business-Lösung. Das Unternehmen hat in den späten 90er Jahren begonnen, komplette Gebäudetechniken zu warten. Schon bald entwickelte sich daraus ein breites Spektrum von zum Teil ganz unterschiedlichen Wartungs- und Serviceverträgen. Durch die wachsende Unübersichtlichkeit wurde es für den Servicetechniker vor Ort immer schwieriger, die Dokumentation zu erstellen und die Anlagen zuzuordnen. Die Auftragsverwaltung und - abwicklung musste zudem über ein komplexes Belegverfahren durch die Servicetechniker geleistet werden. Dem hat Stulz durch eine Mobile-Lösung der Kölner Firma KI AG, die an die eigenen Bedürfnisse angepasst wurde, und den Einsatz von Personal Digital Assistants (PDAs) abgeholfen.

Seit 2006 arbeitet nun jeder der mittlerweile 140 Servicetechniker von Stulz mit einem PDA, auf dem die Software zur mobilen Erfassung und Weiterverarbeitung von Wartungs-, Instandsetzungs- sowie Notfallaufträgen zum Einsatz kommt. Der Servicetechniker erhält über das Internet den Auftrag auf seinen PDA mit allen Informationen über die beim Kunden installierten Anlagen. Die Datenerfassung erfolgt offline und ist somit unabhängig von Netzverbindungen. Ausgeklügelte Synchronisationstechnologien sorgen für einen sicheren Transfer der Daten und gewährleisten eine reibungslose Anbindung an das Auftrags-Management-System "Buisy", das die Firma Conject entwickelt hat. Mit diesem IT-Projekt wischte Stulz das gesamte aufwändige Formularwesen vom Tisch und schaffte eine komplette Transparenz für den Kunden über anstehende und erledigte Wartungsaufträge.

Sieger in der Kategorie "Business Change": Knorr-Bremse

Clemens Keil, CIO der Knorr-Bremse AG (rechts), und Philippe Maire nehmen den Preis in der Kategorie "Business Change" entgegen.
Clemens Keil, CIO der Knorr-Bremse AG (rechts), und Philippe Maire nehmen den Preis in der Kategorie "Business Change" entgegen.

"Anwender des Jahres 2007" in der Kategorie "Business Change" ist die Münchner Knorr-Bremse AG, der es gelungen ist, die komplette Änderung ihrer ERP-Landschaft erfolgreich abzuwickeln und so ein Business-Reengineering-Vorhaben zu realisieren. Um ihre Geschäftsabläufe international zu harmonisieren, stieg die Knorr-Bremse Ende 2004 von der bestehenden XPPS-Software von Infor auf eine SAP-R/3-Installation um. Geplant war, mit einem gemeinsamen Template und einem Mandanten zu operieren. Dazu wurde das Projekt "Progress" (Process Optimization, Global Reengineering Supported by SAP) aufgesetzt.

Die Knorr-Bremse AG erweiterte dieses Vorhaben dann noch, indem sie eine US-amerikanische Tochter in das Projekt einbezog: Knorr-Bremse hatte 2002 die alteingesessene Bendix Commercial Vehicle Systems LLC übernommen, die mit einem betagten Mainframe-basierenden ERP-System arbeitete, gehostet von der vormaligen Konzernmutter Honeywell.

Totaler Durchblick bei Felix Schoeller

Papierhersteller Felix Schoeller aus Osnabrück bewarb sich - ebenfalls in der Kategorie "Business Change" – mit einem Supply-Chain-Monitoring-System, das sowohl Avantgarde- als auch Old-School-Technik nutzt: RFID-Transponderchips und Barcodeeinleseverfahren. Gemeinsam mit dem Partner Wilms oHG entwickelte das Unternehmen das Transpondergestützte Informationssystem "Tralosy", das sämtliche logistischen und betriebswirtschaftlich relevanten Daten an alle an der Lieferkette beteiligten Firmen im gesamten Lieferkettenprozess festhält und automatisch in deren jeweilige SAP-Systeme überspielt. Von dem Augenblick an, da die 2,7 Tonnen schweren und 1,5 Meter Durchmesser großen Fotopapierrollen Osnabrück verlassen bis zu dem Moment, wo sie bei Kunden weltweit ankommen und die Paletten den Heimweg wieder antreten, wird informationstechnisch jeder Schritt kontrolliert und ist auch für alle beteiligten Firmen im System jederzeit einsehbar. Felix Schoeller hat wegen des Erfolgs des Projekts im Juli 2007 eine eigene GmbH gegründet, die diesesSupply-Chain-Monitoring-System anderen Firmen anbietet. (jm)