Mainframe-Geschaeft laeuft auf Grund Sapiens sucht Rettungsanker in IBMs Client-Server-Fahrwassern

19.08.1994

MUENCHEN (CW) - Das Mainframe-Geschaeft bricht ein, und Software, die nicht grossrechnerspezifisch ist, kann den Verlust nicht auffangen - so sieht die Situation fuer die Sapiens International Corp. N.V. aus. Der IBM-Partner setzt nun seine Hoffnungen auf "Objectpool", ein Middleware-Produkt, das Mainframe-Daten mit der Unix- und PC-Welt verknuepfen kann.

Die Nettoverluste im ersten Halbjahr 1994 beziffert Sapiens auf 9,804 Millionen Dollar. Das Minus resultiert nach Erklaerungen des Unternehmens aus der Akquisition der in Goleta ansaessigen Smartstar Corp., die Ende Juli des vergangenen Jahres erfolgte.

Die Smartstar-Produktlinie, eine Client-Server-faehige RAD-Software (RAD = Rapid Application Development) auf DEC VAX, Unix und PCs, wird heute unter der Bezeichnung "Ideo" vertrieben. Laut Annette Sutter, bei der Sapiens Deutschland GmbH zustaendig fuer das Marketing in Zentraleuropa, kann der Ideo-Geschaeftsbereich allerdings auf ein Umsatzwachstum von 14 Prozent im ersten Halbjahr 1994 verweisen. Die Einnahmen aus dem Verkauf der Mainframe-Software gingen dagegen im selben Zeitraum um 45 Prozent zurueck. In den ersten sechs Monaten 1993 betrug der Umsatz 13,621 Millionen Dollar. Im Vergleichszeitraum dieses Jahres erzielte Sapiens lediglich noch 7,504 Millionen Dollar Umsatz.

Die Umsatzeinbussen fuehrten zu Umstrukturierungen und Entlassungen. Acht Prozent der 500 Mitarbeiter mussten die Firma verlassen. Sie kamen hauptsaechlich aus dem mittleren Management und der Verwaltung. Auch fuer die zweite Haelfte dieses Jahres erwartet das Unternehmen, das seinen Hauptsitz zwar auf den Antillen hat, aber von Cary, North Carolina, aus agiert, weitere Verluste; denn Objectpool, das Produkt, das Sapiens aus der Misere fuehren soll, kommt erst 1995 auf den Markt.

Objectpool integriert MVS-, VM- und VSE-Mainframe-Daten in die Entwicklungsumgebung von Ideo. Die erste Version, die sich zur Zeit im Betatest befindet, soll nach Auskunft des Herstellers DB/2-, IMS-, VSAM- und DL/1-Daten kapseln und in ein Framework einbinden koennen. Aus diesem Pool von Objekten lassen sich dann mittels Ideo Client-Server-Applikationen bauen.

Das Produkt erfuellt die SOM-Spezifikationen (SOM = System Object Model) der IBM, eine Implementierung der Corba-Empfehlungen (Corba = Common Object Request Broker Architecture). Der Einfuehrungspreis wird bei rund 37 500 Dollar fuer ein MVS-Starter-Kit liegen.