PKI strebt Beteiligung an der Mailbox Holding AG an:

Mailbox streckt Fühler nach Moskau aus

31.03.1989

HAMBURG (CW) - Auf zwei neuen Hochzeiten wird vermutlich bald die Deutsche Mailbox GmbH tanzen. Erstens steht sie kurz vor einem Abkommen mit der Sowjetunion über die Einführung von Electronic Mail in der UdSSR. Zweitens wird die Philips Kommunikations Industrie AG (PKI) eine Beteiligung an der Mutter, der Deutschen Mailbox Holding AG, eingehen.

Die Deutsche Mailbox GmbH gehört als eine von 16 Gesellschaften

zur Deutschen Mailbox Holding AG und ist für die Durchführung und Organisation von Maßnahmen verantwortlich, die das Kommunikationsmedium Mailbox europaweit fördern sollen. Bestandteil dieser Aktivitäten ist das geplante Joint-venture mit sowjetischen Regierungsstellen. Ziel: Die Kommunikation zwischen der Sowjetunion und den europäischen Ländern soll intensiviert und der russischen Wirtschaft die Nutzung des Mailbox-Systems eröffnet werden.

Dazu reiste Ende Januar eine Delegation nach Moskau. Ergebnis: Es wurde vereinbart, eine Studie zur Einführung von Electronic Mail in der UdSSR zu erarbeiten, um "in naher Zukunft" - so der Text des Vorvertrags - das Mailbox-System in der Sowjetunion zu etablieren.

Mit der Installation der Mailbox in Moskau rechnet der Geschäftsführer der Deutsche Mailbox GmbH, Manfred Bohnen, in fünf bis sechs Monaten. Die Verbindung aus der russischen Hauptstadt zur Deutsche Mailbox nach Hamburg soll über eine Datex-P-Standleitung realisiert werden. Bis es jedoch soweit ist, müssen erst noch rechtliche Fragen abgeklärt, Verträge vorbereitet und eine Gesellschaft gegründet werden.

Nach Moskau sollen weitere Mailbox-Rechner in 30 russischen Städten eingerichtet werden. Als letzte Stufe des Projekts strebt die Mailbox GmbH zusätzliche Standorte und die Inbetriebnahme eigener Server an.

Kurz vor dem Abschluß stehen, Angaben von Bohnen zufolge, die Verhandlungen mit der PKI über eine Beteiligung an der Deutsche Mailbox Holding AG. Die PKI ist eine Tochter der deutschen Philips und hatte bereits vor Monaten einen Kooperationsvertrag mit der Mailbox GmbH geschlossen, dessen Inhalt den Einsatz von Mailbox-Systemen auf den Unix-Anlagen von Philips festlegt.

Gemeinsam wollen die Unternehmen unter anderem eine neue Mailbox-Generation auf der Basis eines PKI Unix-Rechners mit X.400 entwickeln, Mehrplatzsysteme mit integrierten Mailboxanwendungen und Branchenpaketen anbieten, eine Mailbox bei PKI einrichten und das Weltweite Philips-Netz nutzen.