Billig, schnell, flexibel - Ein Dienst wartet auf seine Entdeckung

Mailbox grenzenlose Kommunikation zum Spartarif

08.12.1989

Systeme zur elektronischen Nachrichtenübermittlung, Electronic Messages Systems (EMS) oder auch Mailboxen genannt, boomen in den USA schon seit längerem. In Europa dagegen haben sie es noch nicht geschafft, sich durchzusetzen. Während manche Unternehmen EMS bereits dazu benutzen, sich international zu verdrahten, wissen viele andere mit ähnlich gelagerten Bedürfnissen noch nicht mal, was das ist.

Mailbox-Betreiber locken der zeit mit "Value Added Services" mit Veredelungsdiensten, die einer Nachricht das Wissen anderer hinzufügen. So preisen sie etwa ihre Systeme als Vermittler beim Anzapfen von Datenbanken an. Mit Special Bulletin Boards (SBB), elektronischen "Schwarzen Brettern", bieten zudem fast alle Mailboxen Umschlagplätze für Fakten und Meinungen zu den verschiedensten Themen an. Institutionen und Vereine, sogar Parteien benutzen EMS für offizielle Verlautbarungen und als Nachrichtenverteiler, auch für die Presse.

Nach einem halben Jahrzehnt Erfahrung mit verschiedenen Systemen in der Bundesrepublik ist es jetzt an der Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen und einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Auch Bildschirmtext und Minitel gehören dazu

Im Prinzip ist das Mailboxsystem, zu dem auch unser Btx und das französische Minitel

gehen, eine Einrichtung, die einmal Bestandteil des Kommunikationspools einer herauf- dämmernden Multi-Media-Gesellschaft sein wird.

Für den Laien ist es schon heute faszinierend, wenn er von seinem PC in irgendeinem Wohnzimmer etwa in Essen an der Ruhr über die Telefonleitung eine Nachricht nach Los Angeles in Kalifornien schicken kann und bereits eine halbe Stunde später die ausführliche Antwort erhält, wobei der ganze Vorgang weniger als eine Packung Zigaretten kostet.

In den deutschen Anfängen erging es vielen Teilnehmern :im System wie den CB-Funkern Ende der siebziger Jahre: Sie erlagen der Faszination, mit geringen Mitteln und mit Hilfe einer kaum verstandenen, aber funktionierenden Technik enorme Distanzen zu überwinden. Bei ( Funkern, die sich großenteils mit

erlaubten Geräten hierzulande in der Illegalität bewegten, leuchteten die Augen, wenn sich auf einen all gemeinen Anruf hin plötzlich jemand aus Athen oder Chicago meIdete, obwohl die Sendeenergie nur aus einer Autobatterie kaum und die Welle von einer gerade 120 Zentimeter messenden Stabantenne abgestrahlt wurde. Ähnlich aufregend war es für die Mailboxer, von einem C 64 aus in einem System wühlen zu können, das ihnen zunehmend die gesamte Welt erschloß und Amerika wie um die Ecke irgend vorgaukelte.

Mailbox-Systeme wurden wie der CB-Funk zum Symbol für schrumpfende Distanzen und phänomenale Zeitraffereffekte. Schier unglaublich waren auch die geringen Kosten, verglichen mit dem, was ein Luftpostbrief in die Vereinigten Staaten oder ein Telefongespräch mit New York oder Tokio kostete. Die Bundespost jedoch, die ihre satten Profite monopolistisch zementieren wollte, tat sich mit der Duldung privater Mailbox-Dienste ebenso schwer wie zuvor bei der Liberalisierung von lizenzfreien Funkdiensten.

Ursprünglich, das heißt bis vor drei Jahren etwa, wollte die Post monopolistisch auch den künftigen Rahm bei den elektronischen Briefen abschöpfen. Sie humpelte mit Btx ins Rampenanlicht und mit ihrer lahmen Telebox, deren Software sie nicht mal selber durchschauen und warten konnte. Erst unter dem Druck aus Brüssel, wo man die nächsten Schritte zur europäischen Einigung vorbereitete, versteckte der gelbe Riese schließlich seine Kanonen, mit denen er so gerne auf Spatzen schoß, woraufhin sich der Telekommunikationsmarkt allmählich belebte. Das Argument der Post, sie würde mit ihrem Monopol die "Dienstgüte" sichern, überzeugte ohnehin niemand mehr, angesichts von Diensten, die im privatwirtschaftlichen Ausland wesentlich besser funktionierten als unter der schlafmützigen Fuchtel bundesdeutscher Beamtenheere.

So konnten sich Markt und Dienste allmählich entfalten, ohne freilich den Weltstandard - wie in den USA und teilweise in Asien - zu erreichen. Denn als stärkste Behinderung einer schnellen Ausbreitung der moderneren Kommunikationstechniken erwies - und erweist sich immer noch - eine offenbar von reiner Raffgier bestimmte Preispolitik. Abgesehen vom Preis unterscheiden sich die hierzulande "zugelassenen" Geräte nämlich kaum von den Taiwan-Produkten, die ein Amerikaner im Drugstore zu Ramschpreisen kaufen kann.

Trotz allem: "Mailboxen" ist im Vergleich zu Briefen und Telegrammen spottbillig, und es gestattet nicht nur den Versand von Klartext im vollen Computerzeichensatz, sondern sogar die Übermittlung und Verbreitung von codierten Dokumenten wie etwa zur Bildverarbeitung oder auch die Überspielung von lauffähigen Programmen. Es ist also schon verwunderlich, daß scharf kalkulierende Kaufleute so wenig Gebrauch von diesem Kommunikationsmedium machen, das alle anderen hinsichtlich Geschwindigkeit, Flexibililät und Informationfülle in den Schatten stellt, beziehungsweise, je nach Auslegung, stellen könnte).

Nach inoffizieller Quelle (eigene Recherche) tummelten sich Anfang 1989 im GEO-Netz auf den verschiedenen Rechnern bei was zusammen 4074 Teilnehmer ausmacht.

Das ist im Verhältnis zur Einwohnerzahl oder auch nur zur Zahl der Gewerbetreibenden in den jeweiligen Ländern noch sehr wenig, selbst wenn man berücksichtigt, daß es noch viele andere, wenn auch teilweise nicht so vorbildliche Anbieter auf dem Markt gibt. Ebenfalls nicht mitgezählt sind die Nutzer der "verdeckten Dienstleistungen" (box in the box) sowie die von hauseigenen und international arbeitenden Systemen. Auch die speziellen Kommunikationsebenen, auf denen sich besonders unter Wissenschaftlern viele Leute treffen, ohne daß von "Mailbox" die Rede ist, sind hier nicht erfaßt.

Obwohl die Post ihren Briefdienst als defizitär bejammert (während sie sich mit dem Telefon, das ja auch für Datendienste herhält, gesundstößt), muß sie nichts so sehr fürchten wie einen echten Durchbruch bei den Mailboxdiensten. Sollte es einmal so weit kommen, würde er noch ungleich defizitärer. Zum Glück für sie haben selbst Leute, die einen echten Bedarf an diesen Diensten hätten, weithin noch nicht begriffen, wie sehr EMS zur logistischen Waffe in Wettbewerb mit der Konkurrenz werden kann.

Zeitdifferenzen spielen keine Rolle mehr

Time ist nicht nur money, sondern vor allem eine Frage der Effektivität. Vertreter etwa, die ihre Aufträge mit einem Laptop-PC erfassen und aufbereiten und dann via Mailbox an ihre Firma übermitteln, sind nicht an irgendwelche Zeitrahmen gebunden. Die Auftragsabteilung kann die in der Mailbox abgelegten Dokumente ohne fehleranfällige Neueingabe direkt in den Rechner übernehmen, der dann die weitere Abwicklung erledigt.

Auch die an einem Projekt Beteiligten können sich via Mailbox die Bälle zuwerfen, ohne daß sie direkt für die Gesprächspartner greifbar sein müßten. Zeitdifferenzen, wie die zwischen Asien, USA und Europa, spielen ebenfalls keine hinderliche Rolle mehr.

Betrachtet man das Spektrum der Themen und Zugriffsmöglichkeiten, das eine ausgereifte Mailbox bietet (siehe Kasten "Schwarze Bretter und Kasten "Datenbank ), so müßte es eigentlich vielen in den Fingern jucken, daraus Kapital für sich oder ihre Firma zu schlagen. Und doch: Es sind primär die "Hacker, die Freaks aus einigen wachen Branchen und Wissenschftsgebieten, die hier die Nase vorn haben, wogegen die tatsächlichen Bedarfsträger, die ihren Alltag revolutionieren und durch EMS-Nutzung entscheidend erleichtern könnten, nichts davon wissen wollen - so wie sie häufig auch von PCs

nichts wissen wollen und stattdessen lieber für teures Geld eine komplizierte elektronische Schreibmaschine kaufen, die letztlich nichts anderes ist als ein kastrierter PC, aber eben eine "Schreibmaschine", die man ja haben muß.

Online-Datenbanken schnell und billig

Gerade die Schwarzen Bretter, geschickt installiert und genutzt, könnten von großem Wert sei, weil sie auch für bestimmte Nutzergruppen angelegt und vor anderen Teilnehmern der Mailbox verborgen bleiben können. Da es auch die "Box in der Box" gibt, lassen sich Einzelbereiche separat und für andere nicht sichtbar organisieren.

Diese Tatsachen, obgleich immer wieder propagiert, werden weitestgehend verkannt - zum Schaden weniger der Mailboxbetriebe, die schon bei wenigen Teilnehmern auf ihre Kosten kommen, sondern mehr derjenigen, die den möglichen Nutzen verschlafen.

Einer der ganz entscheidenden Vorteile einer Mailbox schließlich ist der Zugang, den man über sie zu den verschiedensten Online-Datenbanken hat - wesentlich billiger und einfacher, als wenn man sich selbst mit ihnen anlegt. Den Nutzen solcher Datenbanken

bestreitet heute kaum noch jemand, doch wird immer wieder beklagt, daß die Suchsprache

so uneinheitlich und so kompliziert seien.

Manche Anbieter haben sich deshalb darauf spezialisiert, elektronische "Dolmetscher" zu programmieren, die es erlauben, Suchvorgänge extern vor zubereiten und sie dann bei kürzester Verbindungsziet automatisch abzuwickeln. Trotzdem kommt das Einkaufen in eine Datenbank, zusammen mit den Mindestgebühren und den Verbindungskosten, in der Regel teurer als die Datenbanknutzung via Mailbox.

Kostenberechnung erfolgt nur anteilig

Der Trick besteht darin, daß die Mailbox selbst bei den Datenbanken registriert ist und nur anteilige Kosten berechnet, und vor allem darin, daß sie für den Zugriff ein "Intelligent

Interface" einschaltet, ein Softwarewerkzeug, das sich individuell auf die Suchsprache der jeweils angesprochenen Datenbank einstellt und auf der anderen Seite mit dem Mailboxbenutzer einen einheitlichen und recht einfachen Dialog pflegt.

Während manche Datenbanken wie CompuServe mit einem Minutenpreis von 65 Pfennig relativ teuer sind und besser nur von Insidern abgefragt werden sollten, sind besonders im technisch-wissenschaftlichen Bereich viele Zugriffe spottbillig.

Die Überlegenheit elektronischer Medien mit einem direkten Draht zur jeweiligen Quelle zeigt sich schlagend am Beispiel OAG (Official Airline Guide). Der Befehl "OAG-S ...", mit einigen wenigen Suchkürzeln, führt den Eingeweihten über eine Schnellabfrage unmittelbar in den weltweit maßgebenden Chicagoer Rechner für die Abflugzeiten restlos aller Fluggesellschaften auf diesem Globus. Innerhalb von Sekunden liefert er, für weniger Geld als ein Telefonat zum Flughafen kosten würde, die exakten Abflugzeiten einer Linie - selbst wenn sie Sekunden zuvor geändert wurden und noch nirgendwo gedruckt sein können. Mithalten kann da nur, wer selbst beim OAG anfragt.

Mit langsamen Modems kann durch entsprechend lange Verbindungszeiten das Ausmelken einer Datenbank in eigener Regie sehr teuer werden. Eine Mailbox hingegen pumpt alle Auskünfte mit Höchstgeschwindigkeit ab und deponiert sie als Nachricht im Fach des Teilnehmers, der sie dann nur noch zu wesentlich geringeren Tarifen aus der Mailbox abspeichert.

Das hat: selbst die Profis hellhörig gemacht, zumal sie auf fast beliebig viele Datenbanken zugreifen können, ohne in jedem Einzelfall akkreditiert zu sein.

Der Grund, warum viele Leute sich nicht trauen, eine Mailbox in ihren Alltag einzubauen, liegt, wie so oft, in der Trägheit von Anwendern und Herstellern, über eingefahrene Bahnen hinauszudenken.

Das ist auch mit ein Grund dafür, warum sich beispielsweise Telefax wie verrückt verkaufen läßt. Es vereint längst gewohnte Prozeduren, wie Fotokopieren und Telefonieren, um ein Dokument elektronisch von einem Ort zu einem anderen zu "kopieren". Der dazu nötige Lernaufwand ist äußerst gering. Auch muß nur ein einziges Gerät dazu angeschafft werden.

Der Computer hingegen, der alles dafür Nötige - Tastatur, Anzeige, Programme, Speicherung, Druckausgabe und Modem - zu vergleichbaren Preisen in sich vereinigt, steht noch in den Sternen. Zwar hatte Brother mit seiner Terminal Schreibmaschine TC -600 bereits zu einem solchen System angesetzt, die logische Fortsetzung dann aber verschlafen. "Mal eben faxen" ist ein Kinderspiel; das Versenden und Empfangen von Mailboxnachrichten dagegen erfordert den Umgang mit Tastaturen, Programmen und Prozeduren - ein Horror für viele. Aus diesem Grund auch ist Btx, dieses potentielle Massenkommunikations-Medium, noch immer notleidend und wird es wohl auch bleiben, selbst wenn es drastisch verbilligt werden sollte. Das Problem ist, daß es zwischen sich und den unbedarften Benutzer dieses Monstrum von Tastatur klotzt, mit dem schlichte Normalbürger nun einmal kaum etwas zu tun haben wollen.

Manche sehr unelegant zu handhabende Mailboxen setzen da nur noch eins drauf. Viele nämlich folgen in ihrer Benutzeroberfläche, also in der Art, wie sie den Dialog gestalten, amerikanischen Vorbildern, bei denen es immer straight vorwärts von einer Ebene in die nächste geht und jede Ebene ihre eigene Liste von Möglichkeiten präsentiert. Verirrt

man sich in falsche Ebenen, kann es leicht passieren, daß man erst wieder irgendeine Treppe hochhüpfen muß, und dann die nächste hinunterzufallen. Der Lernaufwand für solche Exkursionen ist oft nicht gering.

Benutzeroberfläche für Laien gestaltet

So läßt sich der trotz allem herausragende Erfolg der deutschen Geonet-Mailbox vor allem dadurch erklären, daß hier eine Benutzeroberfläche gestaltet wurde, die den Erwartungen auch von Laien entspricht. Das gelang so überzeugend, daß auch andere Betreiber wie das Schweizer Net und die Deutsche Mailbox sich entsprechende Systeme zulegten. Sogar die österreichische Radio Austria (Rad-Aus), die bei den dortigen Telekommunikationsdiensten eine Position einnimmt wie hier die Bundespost, bemühte sich um das Geonet-System (bis sie schließlich die Benutzeroberfläche bei einer Eigenprogrammierung kopierte und vor Gericht landete).

Die RadAus-Mailbox eröffnete übrigens sofort und höchstoffiziell eine Zweiweg-Brücke zu den Telex- und Teletex-Diensten, so daß der Benutzer mit dem Einkauf in die Mailbox auch ohne eigene Telex- oder Teletex-Maschinen über die entsprechenden Netze erreichbar ist. Gerade gegen eine solche Brücke hatte sich die deutsche Bundespost mit aller Macht (die sie nun einmal haben darf) gestemmt, so daß GeoNet und andere Betrieber zunächst ins Ausland auswichen, um von dortigen "Gateways" aus Nachrichten in andere Netze zu speisen und aus diesen für die Mailboxfach-lnhaber zu empfangen. Trotz des Umwegs blieb es immer noch ein billiger Spaß.

Daß Optimierungen und elektronische Kommunikation in manchen Branchen wettbewerbs- und überlebensentscheidend sein können, sieht man am Beispiel der Trucker, die in letzter Zeit immer häufiger mit einem elektronischen Winzling von Mannesmann Kienzle in ihren Fäusten hantieren, der bei einer besseren Nutzung der teuren Fuhrparks helfen soll. Ein Bord-Interface koppelt das Fahrerterminal mit dem Fahrzeug, wodurch Strecken- und Verbrauchsdaten erfaßt werden können. Im Terminal selbst liegen optimierte Tourendaten vor, die über einen Minidrucker im Fahrzeug ausgegeben werden und deren Erfüllung der Fahrer abhaken muß. Am Ende der Tour werden die Tourendaten über ein Office-lnterface in einen PC entladen, der etwaige Reste mit neuen Dispositionen mischt und für die nächste Tour in das Fahrerterminal lädt.

Die großen Lieferfuhrparks, die seit der IAA '89 zur Verfügung stehen, bedürfen lediglich der Kopplung mit Mobiltelefonen, um die Aktivitäten eines gesamten Fuhrparks in ein großes dynamisches logistisches Netz zu verwandeln, das dann freilich entsprechend teuer ausfällt.

Es ist ja oft so, daß ein Rationalisierungsinstrument von einem bestimmten Anbieter ohne Rücksicht auf bestehende Systeme entwickelt und in den Markt gedrückt wird, und es rechnet sich im Vergleich zu den früheren Praktiken, obwohl es wegen ihrer Inkompatibilität zum Rest der Welt oft unnötig teuer kommt.

Maibox in der Rolle des neutralen Dritten

Billiger und mit gleicher Wirksamkeit läßt sich ein ähnliches Netz auch über eine Mailbox und das allgegenwärtige Telefon stricken, das dann sogar über ein Heer von an sich konkurrierenden Speditionen geworfen werden kann. Die Mailbox spielt dabei, unter Umständen durch einen bei reibenden Makler, den neutralen Dritten, der die Interessen aller Anschlußfirmen untereinander abgleicht und dadurch vermeidet, daß jeder Spediteur selbst ans Netz geht, wo er dann doch wieder nur sein (vielleicht unwirtschaftliches) eigenes Süppchen kocht. Ein solches System wäre nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch sinnvoll und würde außerdem durch die Verringerung von Leerfahrten das Straßennetz entlasten.

Notwendig: Die Zeichen der Zeit erkennen

Eine Mailbox verlangt vom Benutzer nur die Kompatibilität zum Datenübertragungsweg, das heißt die Anpassung an dessen Normen. Dadurch wird es gleichgültig, mit welchem Rechnerssystem und mit welcher Software der einzelne Nutzer arbeitet. Bis vor kurzem hat das oft dazu geführt, daß beispielsweise für die Übertragung von Textdateien von einem Rechner zum anderen einfach der Mailboxdienst zwischengeschaltet wurde, weil die direkte Verbindung von Rechner zu Rechner allein schon wegen des unterschiedlichen Zeichensatzes für Umlaute scheiterte. Sofern entsprechende Protokolle und Konverter ersonnen werden, könnten die Tourenplanungen unserer Trucker selbst dann via Mailbox zwischen verschiedenen Carriern ausgetauscht werden, wenn die dazu notwendigen Daten im Binärcode übertragen werden sollen .

Noch sind Traum und Wirklichkeit jedoch weit voneinander entfernt. Bei vielen dieser Problemlösungen, von den einfach bis zu den kompliziert zu realisierenden, müssen erst noch die Bedarfsträger die Zeichen der Zeit erkennen und die vielen Möglichkeiten zur Rationalisierung und Optimierung, die sich ihnen bieten.

Doch alte Hüte sind eben die bequemsten, auch wenn sie nicht die wirtschaftlichsten sind. So scheint es, daß für weitere entscheidende Maßnahmen zur Revolutionierung von Büros und Verwaltung erst eine Generation antreten muß, die den Umgang mit Computern bereits in der Schule gelernt und keine Angst vor Bildschirmen und Tastaturen mehr hat. +

* Manfred L. Schuermann ist Fachjournalist und gehört zum Kreis der ersten Benutzer des Geonet-Mailboxsystems. Darüber hinaus hat sich in vielen anderen Systemen umgesehen.