Mit TekServ will das Unternehmen an Fremdwartung verdienen:

MAI startet Service-Tochter in Europa

28.11.1986

MÜNCHEN (ujf) - Unter dem Markenzeichen TekServ schickt das US-Unternehmen MAI Basic Four Inc. Im Januar eine selbständige Tochtergesellschaft an den Start, deren Geschäftszweck die Wartung auch von DV-Geräten anderer Hersteller ist. In den USA ist die Mutter seit langem in dieser Branche, der "Third-Party Maintenance" (TPM), tätig. Außerdem plant die deutsche MAI, sich an Softwarehäusern zu beteiligen.

Den Erfolg herstellerunabhängiger Wartungs- und Servicefirmen in den USA möchte das Management der MAI Basic Four auf Europa übertragen. Die Tochtergesellschaft MAI Deutschland GmbH verweist in diesem Zusammenhang auf Marktstudien, denen zufolge sich die Aufwendungen europäischer DV-Anwender für TPM von heute 600 Millionen Mark bis zum Jahr 1990 vervierfachen werden. Bei diesen Beträgen freilich spielt die Wartung von Großrechnern eine wesentliche Rolle. Doch genau in diesen Markt will die TekServ nicht hinein.

Vielmehr zielt MAI als Hersteller von Mini- und größeren Mikrocomputersystemen auch beim Service auf das mittlere Segment. So kündigte Gerd Steffen, seit Oktober MAI-Direktor für den deutschsprachigen Raum und gleichzeitig Geschäftsführer der Frankfurter GmbH, in München an, daß das Serviceunternehmen Rahmenverträge mit DEC-Mixed-Hardware-Distributoren abschließen wird. Einzeln installierte PCs sowie Mainframes bleiben außen vor, während Wartungsverträge für Peripheriegeräte und Kommunikationssysteme zum Kernangebot zählen sollen.

Geschäftsführer der TekServ Europe ist Ulf Seiler, bisher Vertriebsleiter bei der Muttergesellschaft in Frankfurt. Technisches Hauptquartier der neuen Firma, die offiziell am 1. Januar den Betrieb aufnehmen und auch für den Kundendienst der MAI-Hardware zuständig sein wird, ist Brüssel. Von der kaufmännischen Organisation her unterstehen die neun TekServ-Niederlassungen jedoch den jeweiligen Ländergesellschaften der Mutter.

Zu Steffens Zielen für die nächste Zeit gehören "strategische Partnerschaften" mit Softwarehäusern, die Programme für die Hardware seines Unternehmens anbieten. Sowohl Beteiligungen als auch Übernahmen seien mögliche Wege. Ziel ist offenbar, in einer von IBM geprägten DV-Welt die selbständigen Anwendungsentwickler an die eigenen, mit dem De-facto-Standard inkompatiblen Hardwareprodukte zu binden. Steffen äußerte sich nicht konkret darüber, welche der in vertikalen Märkten wie Gastgewerbe oder Speditionen tätigen Softwarehäuser er im Visier hat.

Für das laufende Geschäftsjahr (30. September) geht der Geschäftsführer von Einnahmen in Höhe von 144 (nach 125,6) Millionen Mark aus; in dieser Summe sind die Wartungs- und Ersatzteilumsätze der TekServ mitgerechnet. Weltweit verzeichnete die MAI-Gruppe, die Anfang letzten Jahres in den Mehrheitsbesitz des Investors Bennet LeBow gekommen war, 1985/86 einen Umsatz von 281,3 Millionen Dollar. Damit entfällt etwa ein Fünftel des Weltumsatzes auf die Bundesrepublik. Die USA tragen laut MAI mit 38 Prozent zum Ergebnis bei. Die Unternehmensgruppe beschäftigt seit der Umstrukturierung im vergangenen Jahr mehr Mitarbeiter außerhalb als innerhalb der USA.