Trotz Client-Server-Software

MAI hat Probleme: Die Krankenhäuser müssen sparen

04.10.1996

"Wir sind ein Lösungsanbieter, der künftig vor allem als Softwarehaus agieren möchte", beschreibt Knippel die Ziele der Umstrukturierung. Dazu gehöre auch die Einführung von Business Units mit jeweils eigener Verwaltung. Mit 15 Mitarbeitern sei die zentrale Verwaltung daher von den insgesamt 40 Entlassungen mit am stärksten betroffen (vgl. CW Nr. 39 vom 27. September 1996, Seite 1).

Um ebenso viele Mitarbeiter wird aber auch die Mannschaft für den Hardwareservice reduziert. Diese Maßnahme sei wegen der Partnerschaften mit Herstellern von Unix-Systemen wie Sun, HP und IBM nötig geworden, für deren Rechner man nicht als Dienstleister auftreten wolle. Dadurch gehe das Servicegeschäft natürlich zurück. Derzeit stammten noch 40 Prozent des MAI-Umsatzes aus dem Hardware-Business.

Auch im Softwarebereich sind die Zeiten nicht mehr rosig. Hier macht dem Unternehmen vor allem die Sparpolitik im Gesundheitswesen zu schaffen, in dem MAI hierzulande Marktführer ist. "Die Krankenhäuser bekommen schlicht ihre Budgets nicht mehr genehmigt", klagt Knippel.

Diese Entwicklung ist um so schmerzhafter, als MAI nach jahrelangen Durststrecken und zwei Übernahmen, zuletzt 1994 durch den niederländischen Triple-P-Konzern, gerade erst wieder Fuß gefaßt hatte. Die stabilere Situation und vor allem die neugeschriebene medizinische Client-Server-Lösung "Kompas" haben dazu geführt, daß das Unternehmen 1995 bei einem Umsatz von 90 Millionen Mark erstmals wieder 750000 Mark Gewinn ausweisen konnte.

In diesem Jahr wird MAI bei einem Umsatzwachstum von rund fünf Prozent vermutlich keinen Gewinn machen. Doch die Lage könnte noch schlechter sein, berichtet der Geschäftsführer, wenn nicht die neugeschaffene Business Unit Transport & Verkehr mehr als kalkuliert florieren und inzwischen 25 Prozent des Umsatzes einbringen würde.

Die Ertragsschwierigkeiten scheinen nicht nur MAI Deutschland zu betreffen. Auch die niederländische Konzernmutter kündigte Mitte August an, daß ihre Gewinne in der zweiten Jahreshälfte hinter den Erwartungen zurückbleiben werden. Insgesamt stehe bis Ende des Jahres ein operativer Verlust bevor.