Im Ingenieurberuf sind Frauen unterrepräsentiert:

Männlicher Habitus erschwert Karriere

20.02.1987

BERLIN (CW) - Frauen sind in Ingenieurberufen hierzulande im internationalen Vergleich nach wie vor wenig vertreten. Dabei nimmt der Anteil von Studierenden in diesem Bereich im Verhältnis zur Gesamtstudentenschaft stetig zu. Die Frauen, die den Sprung ins Berufsleben geschafft haben, müssen gegen Vorurteile ihrer männlichen Kollegen kämpfen.

Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Technischen Universität Berlin. Gegenwärtig sind mehr als 20 Prozent aller Studierenden künftige Ingenieure, aber in den sogenannten "harten" Disziplinen wie Maschinenbau und Elektrotechnik sind kaum mehr als zwei Prozent Frauen zu finden. Angesichts dieser niedrigen Teilnehmerzahl versuchten im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft Hedwig Rudolph und Doris Janson vom Institut für Sozialwissenschaften in Erziehung und Ausbildung an der Technischen Universität erstmalig wissenschaftlich zu untersuchen, was Frauen von einer solchen Berufswahl abhält. Als Fazit dieser jetzt nach knapp dreijähriger Arbeit fertiggestellten Studie Ingenieurinnen -Untersuchung über Studien- und Arbeitsbedingungen- stellte sich heraus, daß die Ausbildungs- und Erwerbssituation hierzulande nicht so schlecht ist, wie oft angenommen wird. Dennoch sollte, so die beiden Wissenschaftlerinnen, neben den beruflichen Aufstiegschancen insbesondere die Studiensituation von angehenden Ingenieurinnen verbessert werden. Die eigentlichen Probleme künftiger Ingenieurinnen seien aber nicht auf der fachlichen Ebene, sondern im sozialen Bereich aufgrund des "männlichen Habitus" zu finden. Die Forscherinnen stießen immer wieder auf Aversionen gegenüber Frauen in ingenieurwissenschaftlichen Berufen.

So müßten beim Übergang in die Erwerbstätigkeit Ingenieurinnen länger als ihre männlichen Kommilitonen auf ihre erste Anstellung warten. Haupterwerbssektoren der Befragten sind Großbetriebe und große Forschungseinrichtungen, wobei eine von vier Ingenieurinnen im Sektor "Technische Dienstleistungen" tätig ist. Fast alle seien jedoch lediglich auf Sachbearbeiterebene tätig und nur wenige erreichten außertarifliche Besoldungsgruppen.