Interview: Samy Liechti

"Männer sind zu faul, um Socken zu kaufen"

14.11.2014
Von Thorsten Firlus-Emmrich

Was ist der richtige Umgang mit der Socke?

Samy Liechti: Wenn sie sie einfach ganz normal am Abend in den Wäschekorb legen, verringert das das Risiko des Verlustes. Ich denke nicht, dass sie auf dem Weg in den Wäschekorb verloren gehen. Meist ist noch zwischen Waschmaschine, Trocknung und Schublade Distanz, auf der sie verschwindet. Sie wird an einem anderen Ort zusammengelegt und dann erst deponiert und in diesem Prozess gibt es Orte, wo sie verschwindet. Socken haben den Nachteil gegenüber anderen Textilien, dass sie viel kleiner sind. Zudem kommen sie zusammengeknüllt aus der Maschine. Und man sieht nicht so recht, ist es eine oder zwei ineinander. Der Mann nimmt sich am Abend nicht die Zeit, die Socken ordentlich wegzulegen. Es gibt Druckknöpfe, um sie zu verbinden, aber so etwas ist am Mann vorbeigedacht. Abends ist er nicht diszipliniert genug, um an den anstehenden Waschgang zu denken.

"Je mehr Finanzindustrie, je mehr Anwalt, desto mehr Kniestrumpf"

Sportsocken helfen mit der Beschriftung, den rechten vom linken Socken zu unterscheiden, bei schwarzen in der Regel nicht. Wieso?

Samy Liechti: Diese Geschichte ist im Sportsegment eine super Marketingaktion, denn bringen tut es nichts. Die Socke an und für sich ist weich, passt sich an. Selbst dort, wo die Socken sehr beansprucht werden in Wanderstiefeln zum Beispiel mit viel Reibung und Schweiß ist rechts links nicht nötig. Schwarze Socken sind in sich symmetrisch. Es gibt bei schwarzen Socken kein rechts links. Das müsste man auszeichnen, der Kunde auch beachten. Ich weiß nicht, ob ein farbiges R oder L auf einer Geschäftssocke gut aussieht.

Warum tragen Männer so selten Kniestrümpfe, die im Sitzen viel besser das Bein zwischen Schuh und Hosenbein verhüllen?

Samy Liechti: Es hat mit Branchen zu tun. Je mehr Finanzindustrie, je mehr Anwalt, desto mehr Kniestrumpf. Mit der Casualisierung des Büroalltags ist das aber auf dem absteigenden Ast. Die Krawattenverkäufe in der Schweiz sind zum Beispiel in den letzten zehn Jahren um zwei Drittel eingebrochen. Und es gibt die Mär, dass es mit Kniestrümpfen wärmer wäre. Männer haben immer Angst, dass es ihnen zu heiß wird. Und wenn der Kniestrumpf nicht richtig sitzt, rutscht er immer runter. Das Problem ist, dass der Kniestrumpf meist zu klein gekauft wird. Er muss aber die Wade umschließen. Nur dann rutscht er nicht. Da ist es es sinnvoller am Fuß eine Nummer zu groß zu tragen, statt an der Wade zu wenig Länge zu haben, damit sie diese vollständig bedeckt. 2001 ist mein damaliger Kompagnon mit einem Team den gesamten Berlin Marathon in schwarzen Kniestrümpfen gelaufen, um zu schauen, ob die oben bleiben. Heute sind lange Kompressionsstrümpfe üblich - damals sah er damit ganz schön trottelig aus.

Wenn Männer so wenig da hinter her sind: Warum gibt es nicht ausschließlich markierte Socken, an denen man erkennt, welche linke zur rechten Socke gehört, um gleichmäßigen Verschleiß zu gewährleisten?

Samy Liechti: Ich beobachte folgendes bei unseren Kunden: Viele legen die Socken gar nicht mehr zusammen. Es werden alle gemeinsam in eine Schublade geworfen und morgens einfach zwei herausgenommen. Diese Kunden sagen sich, dass es eh alles dieselben sind und es dann auch egal ist. Und sobald eine Socke zu stark ausgewaschen ist, wird sie aussortiert. Umso vorteilhafter, wenn alle das gleiche Modell sind. Für Menschen, die es ganz genau wissen wollen, haben wir allerdings auch Socken mit eingenähten RFID-Chips entwickelt, die sagen, welche zu welcher gehört.