Maengel in der Final-Beta eingeraeumt Microsoft verteidigt die Qualitaet von Windows 95

07.04.1995

MUENCHEN (CW) - Bei der "Final-Beta" des Microsoft-Betriebssystems "Windows 95" sind Maengel im Multitasking-Betrieb aufgetreten. Nach Ansicht der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" ist damit der gewerbliche Einsatz des Produkts gefaehrdet. Dieser Einschaetzung widerspricht Microsoft vehement.

Als falsch bezeichnet Microsoft die Behauptung der CW- Schwesterpublikation "Infoworld", dass Windows 95 nur eingeschraenkt fuer den kommerziellen Einsatz geeignet sei, weil das Multitasking- Betriebssystem bei der gleichzeitigen Verwendung mehrerer 32-Bit- Anwendungen zum Stillstand komme.

Das vom Hersteller eingeraeumte technische Problem ruehrt daher, dass in der als Final-Beta bezeichneten Windows-95-Version weiterhin die Speicher-Bereiche "User" und "Graphical Device Interface" von Windows 3.x verwendet werden. Deren fest auf 64 KB begrenztes Fassungsvermoegen reicht nicht mehr aus, wenn zu viele Anwendungen gleichzeitig geladen werden.

Einer von Microsoft via Internet verbereiteten Erklaerung zufolge ist dieses Problem inzwischen behoben. Beide Speicherbereiche seien jetzt im 32-Bit-Modus adressierbar - Fassungsvermoegen und Zugriffsgeschwindigkeiten haetten sich dadurch erhoeht. Nun sei es beispielsweise moeglich, die 32-Bit-Version des Spreadsheets "Excel" bis zu 17mal zu laden.

Ein weiterer Vorwurf lautet, Microsoft habe von den Problemen seit Monaten gewusst und trotzdem seine Betaversion als "final" bezeichnet, was ueblicherweise bedeutet, dass nur noch kosmetische Aenderungen noetig sind. Darauf antwortet der Hersteller, man habe sich auf wichtigere Dinge, darunter die Kompatibilitaet zum Vorgaenger-Betriebssystem, konzentriert. Die Umstellung des Speicherkonzepts sei keine grosse Sache gewesen.

Ueberhaupt, so argumentiert die Softwareschmiede, lenke die Betonung nebensaechlicher Probleme von den Staerken des Betriebssystems ab. "Windows 95 ist ein grossartiges Produkt, das die Computerindustrie vorwaertsbringt und die Anwender neue, leistungsorientierte und aufregende Dinge tun laesst."